Das öffentliche Leben ist lahmgelegt, die Menschen sollen ihre sozialen Kontakte einschränken: Angesichts der dramatischen Corona-Lage ist Österreich als erstes Land in Westeuropa seit Montag wieder im Lockdown. Für alle – auch für Geimpfte – gelten voraussichtlich für die kommenden 20 Tage strenge Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen. Die Menschen dürfen ihre Wohnungen nur noch für wenige Ausnahmen wie für Arztbesuche, Arbeit, Sport und das Einkaufen von Lebensmitteln verlassen.
Handel, Gastronomie und Kultureinrichtungen müssen schließen, nur Anbieter von Waren des täglichen Bedarfs wie Supermärkte oder Apotheken dürfen geöffnet bleiben. Auch Weihnachtsmärkte wurden abgesagt. In Innenräumen gilt eine FFP2-Maskenpflicht.
Schulen und Ski-Seilbahnen bleiben offen
Im Nahverkehr der Hauptstadt Wien waren die Ausgangsbeschränkungen am Montagmorgen jedoch fast nicht zu bemerken. Anders als beim ersten Lockdown sei kaum ein Unterschied zu den vergangenen Wochen zu erkennen gewesen, berichtete die Nachrichtenagentur APA. Lediglich an den Umsteigeknoten und den angeschlossenen Einkaufspassagen waren angesichts geschlossener Geschäfte demnach deutlich weniger Menschen unterwegs.
Schulen und Kindergärten bleiben auch im Lockdown offen – allerdings appelliert die Regierung an alle Eltern, ihre Kinder möglichst zu Hause zu behalten. Fernunterricht wird aber nicht angeboten. "Es ist eine sehr verwirrende Situation", sagte die Mutter Kathrin Pauser der Nachrichtenagentur AFP. Sie bringe ihre kürzlich geimpften neun- und elfjährigen Töchter weiterhin zur Schule. Den Behörden zufolge kamen am ersten Tag des Lockdowns 70 Prozent der Kinder zur Schule.
Geöffnet bleiben sollen auch die Seilbahnen für Skifahrer. Seilbahn-Verbandschef Franz Hörl forderte deshalb eine Ausnahme von der Schließung für die Skihütten-Gastronomie in den Bergen.
Zehntausende protestieren gegen Lockdown
Die Krankenhäuser meldeten am Montag erstmals mehr als 3000 Corona-Patienten, die stationär behandelt werden müssen. 562 Menschen liegen mit einer Virusinfektion auf Intensivstationen. Binnen 24 Stunden wurden in Österreich außerdem mehr als 13.000 Neuinfektionen registriert. In den vergangenen Tagen waren in dem Land mit seinen 8,9 Millionen Einwohnern zum Teil täglich mehr als 15.000 Neuinfektionen gezählt worden. Die Impfrate liegt mit 66 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt.
Gegen den neuen Lockdown und die für Februar geplante Einführung einer Corona-Impfpflicht hatten am Samstag zehntausende Menschen protestiert. In Wien gingen nach Polizeiangaben rund 40.000 Menschen auf die Straße, in Linz versammelten sich rund 6000 Demonstranten.
Nach Polizeiangaben gab es mindestens sechs Festnahmen. Neben "besorgten Bürgerinnen und Bürgern" hätten an den Protesten auch Rechtsextremisten und und Neonazis teilgenommen, sagte Innenminister Karl Nehammer. Er zeigte sich empört über Demonstrierenden, die gelbe Sterne mit der Aufschrift "Ungeimpft" trugen. Damit verharmlosten sie die Verbrechen der Nationalsozialisten.