Papst-Attentäter Agca Nach der Haft zur Musterung

Nach 25 Jahren ist der Papst-Attentäter Ali Agca aus dem Gefängnis entlassen worden. Ob er die nächste Zeit selbstbestimmt leben wird ist unklar - denn Agca wurde direkt in ein Musterungsbüro gebracht.

Nach 25 Jahren Haft ist der Papst-Attentäter Mehmet Ali Agca am Donnerstag auf Bewährung freigelassen worden. Hunderte türkische Nationalisten feierten den 48-Jährigen, der im Mai 1981 auf dem Petersplatz in Rom Papst Johannes Paul II. angeschossen und schwer verletzt hatte. Sie bewarfen das Auto beim Verlassen des Gefängnisses mit roten und gelben Nelken.

Dutzende Polizisten schirmten Agca ab, als er in einem weißen Wagen das Hochsicherheitsgefängnis Kartal bei Istanbul verließ. Der zunächst noch mit Handschellen gefesselte Papst-Attentäter meldete sich in einem militärischen Rekrutierungszentrum. Zunächst blieb unklar, ob der Wehrdienstverweigerer, der 1979 aus einem Militärgefängnis entkam, gemustert werden sollte. Dann fuhr er von der Polizei eskortiert in einem schwarzen Mercedes zu einer Routineuntersuchung in ein Krankenhaus.

Agca hatte vor fast 25 Jahren - am 13. Mai 1981 - auf dem Petersplatz in Rom auf Papst Johannes Paul II. geschossen und ihn schwer verletzt. Nach knapp 20 Jahren Haft hatte ihn der italienische Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi begnadigt. Der Papst hatte ihm schon vorher verziehen. Die Hintergründe des Anschlags sind bis heute nicht geklärt.

Anwalt will vor Europäischen Gerichtshof ziehen

In der Türkei wurde Agca wegen Mordes an einem prominenten türkischen Journalisten und wegen bewaffneter Raubüberfälle verurteilt. Von der mehr als siebenjährigen Haftstrafe hat er fünf Jahre und zwei Monate abgesessen. Bei der Strafzumessung hatte er von zwei Amnestiegesetzen in der Türkei profitiert.

Ein Einspruch der Familie des ermordeten Journalisten gegen die Freilassung war vom Gericht zurückgewiesen worden. Der Anwalt der Familie kündigte an, notfalls bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu gehen. Nach seiner Einschätzung hätte Agca für den Journalistenmord mindestens zehn Jahre absitzen müssen.

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DPA/AP