Die Sicherheitslage im Irak hat sich nach einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums weiter verschlechtert. So habe die Zahl der Anschläge in den vergangenen drei Monaten um 22 Prozent zugenommen, heißt es in dem Bericht, der am Montag dem US- Kongress übergeben wurde. Die meisten Angriffe richteten sich gegen die US-Truppen, die "überwältigende Mehrheit" der Opfer seien jedoch Iraker. Für den neuen US-Verteidigungsminister Robert Gates hat ein Erfolg im Irak-Krieg oberste Priorität. Er werde sehr bald in den Irak reisen, um sich von der Militärführung eine ehrliche Einschätzung über die Lage geben zu lassen, sagte Gates am Montag bei seiner Vereidigung im Pentagon.
Obwohl im vergangenen Vierteljahr weitere 45.000 irakische Sicherheitskräfte ausgebildet worden seien, habe es nur wenig Fortschritte bei den Bemühungen des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki gegeben, die zunehmende Gewalt zwischen den Religionsgruppen der Sunniten und Schiiten einzudämmen, heißt es in dem Pentagon-Bericht an den Kongress. Seit Beginn des Krieges im März 2003 kamen im Irak fast 3000 US-Soldaten ums Leben.
Pro Woche sei es in den drei Monaten bis Mitte November durchschnittlich zu 959 Angriffen auf Soldaten oder Zivilisten gekommen - zuvor waren es etwa 70 weniger pro Woche. US-Militärs hatten zuvor Rivalitäten zwischen den Volksgruppen als größtes Hindernis für einen Frieden im Irak bezeichnet.
Afghanistan dürfe kein Rückzugsgebiet für Terroristen werden
Zahlreiche Zivilisten fielen Todesschwadronen zum Opfer, die auch von der irakischen Polizei unterstützt würden, hieß es weiter. Manche Gruppen innerhalb der Polizei ermöglichten den schiitischen Milizen Bewegungsfreiheit und warnten sie vor anstehenden Razzien. "Das ist ein wichtiger Grund für die höhere Zahl von Morden und Hinrichtungen."
Parteiübergreifend besteht in Washington die Hoffnung, dass Gates mit einem realistischen Blick auf die Lage im Irak eine akzeptable Strategie für die USA findet. Alle wollten die US-Truppen nach Hause holen, aber die USA könnten sich kein Scheitern im Nahen Osten erlauben, sagte Gates. Er stellte in diesem Zusammenhang auch klar, dass die USA nicht zulassen würden, dass Afghanistan wieder zu einem Rückzugsgebiet für Terroristen wird.
US-Präsident George W. Bush drückte während der Zeremonie die Hoffnung aus, dass Gates helfen könne, einen neuen Weg für den Militäreinsatz im Irak zu finden. Es sei entscheidend für den Frieden, dass die Terroristen und Radikalen besiegt würden. Bush nannte Gates einen Mann mit Visionen, Anstand und Erfahrung.
Der frühere CIA-Direktor Gates (63) tritt die Nachfolge von Donald Rumsfeld (74) an, der am Freitag nach knapp sechs Jahren Amtszeit mit militärischen Ehren verabschiedet worden war.