An seiner politischen Karriere hat Enrique Peña Nieto schon früh gezimmert. Mit 18 trat der Spross einer einflussreichen Familie in die damals noch allmächtige Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) ein. In seiner Heimatregion westlich von Mexiko-Stadt gelang ihm dank familiärer Bande ein schneller Aufstieg im lokalen Regierungsapparat, und 2005 wurde er Gouverneur des an die Hauptstadt angrenzenden Bundesstaates México. Nun, im Alter von 46 Jahren, hat er es geschafft: Am Samstag (1. Dezember) wird Peña Nieto als mexikanischer Präsident vereidigt.
Damit führt der telegene Politiker eine Partei an die Macht zurück, die über Jahrzehnte die Geschicke Mexikos bestimmt hatte. Seit ihrer Gründung 1929 hatte die PRI 71 Jahre lang alle Präsidenten gestellt, über Jahrzehnte war die Opposition gegen die allmächtige Staatspartei chancenlos. Erst 2000 kam es zur Wende à la mexicana, als der konservative Kandidat Vicente Fox die PRI besiegte. Gleichwohl blieb die Partei im Kongress und in den Bundesstaaten stark, und die Unzufriedenheit der Mexikaner mit Fox' Nachfolger Felipe Calderónä trug mit zu Peña Nietos Wahlsieg im Juli bei.
Blutiger Drogenkrieg tobt in Mexiko
Peña Nieto übernimmt ein Land, das in den vergangenen Jahren vor allem mit dem blutigen Drogenkrieg von sich reden machte. Calderón hatte versucht, mit dem massiven Einsatz von Armee und Sicherheitskräften die mächtigen Kartelle in die Knie zu zwingen, die in Mexiko den Schmuggel südamerikanischen Kokains nach Nordamerika kontrollieren und auch immer mehr mit synthetischen Drogen handeln. Bis zu 60 000 Menschen fielen in sechs Jahren dem Kampf gegen die organisierte Kriminalität und den blutigen Verteilungskämpfen der Kartelle untereinander zum Opfer. "Wahrscheinlich werde ich wegen des Themas Gewalt in Erinnerung bleiben, und wahrscheinlich sehr zu Unrecht", klagte Calderón.
Wirtschaftlich präsentiert sich das bevölkerungsreichste spanischsprachige Land der Welt nach der schweren Rezession 2009 solide. Die Volkswirtschaft wuchs im vorigen Jahr schneller als die Brasiliens. Ausländische Firmen investieren wieder kräftig in den Standort Mexiko, um dort Autos oder Elektronik für den Export in die USA herzustellen. Noch immer leben rund 46 Prozent der mehr als 112 Millionen Mexikaner in Armut. Aber viel weniger Menschen als früher suchen ihr Heil beim reichen Nachbarn im Norden. Mittlerweile gehen nur noch etwa so viele weg, wie Mexikaner in die Heimat zurückkehren.
Telenovela-Star als Ehefrau
Peña Nieto plant verschiedene wirtschaftliche Reformen. Unter anderem soll das staatliche Erdölmonopol gelockert werden, um private Investitionen in diesem Sektor möglich zu machen. Hierfür ist der neue Präsident im Kongress auf die Unterstützung von Calderóns konservativer Partei der Nationalen Aktion (PAN) angewiesen, die er aber bekommen dürfte. Anders als beim unterlegenen Linkskandidaten Andrés Manuel López Obrador hatte die PAN seinen Wahlsieg anerkannt.
Während in früheren Jahrzehnten der Staatsapparat und die allgegenwärtigen Massenorganisationen den Wahlsieg der PRI-Kandidaten garantierten, konnte Peña Nieto als Bewerber aus der Opposition im Wahlkampf zumindest auf den mächtigen Fernsehkonzern Televisa zählen. Viele sagen, dass Televisa den gut aussehenden Provinzgouverneur erst richtig aufgebaut habe.
Zum telegenen Image passt das private Umfeld: Verheiratet ist Peña Nieto in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Angélica Rivera, einem Telenovela-Star - reichlich Stoff für die Klatschblätter ist garantiert. Beide haben je drei Kinder aus ihren vorherigen Ehen. Peña Nietos erste Frau starb 2007. Kurz vor dem Wahlkampf gestand der Kandidat zwei weitere Kinder aus einem Seitensprung während seiner ersten Ehe, von denen eines kurz nach der Geburt starb. Dass Peña Nieto bei der Buchmesse in Guadalajara 2011 auf die Frage nach den für ihn wichtigsten drei Büchern keine drei Buchtitel zu nennen wusste, machte ihn zwar zum Gespött der Intellektuellen. Es konnte seinen Wahlsieg aber nicht gefährden.