Gespräche mit Mexiko und Australien "Das wird mich umbringen": Die Telefonate von Trump im Wortlaut

Donald Trump im Oval Office des Weißen Hauses
Donald Trump im Oval Office des Weißen Hauses
© Picture Alliance/newscom / Picture Alliance
Donald Trump war gerade eine Woche im Amt, als er im Januar 2017 mit dem mexikanischen Präsidenten und dem australischen Premier Telefonate führte. Der Wortlaut dieser Gespräche ist nun publik geworden. 

Wer schon immer mal wissen wollte, was die großen Staatschefs so unter sich zu besprechen haben, erhält jetzt einen einmaligen Einblick: Die US-Zeitung "The Washington Post" veröffentlichte am Donnerstag komplette Mitschriften der Gespräche zwischen Donald Trump und Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto sowie dem australischen Premier Malcolm Turnbull vom Januar 2017.

Trump ist gerade eine Woche im Amt, als er sich zu einem Telefonat mit seinem mexikanischen Amtskollegen durchringen kann. Das zentrale Thema des Gesprächs: die Mauer zu Mexiko und deren Finanzierung. Nieto, der nach mehreren Justizskandalen und Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land noch niedrigere Beliebtheitswerte genießt als Trump in den USA, zeigt sich dabei empört über die Forderung, Mexiko solle für die Kosten des Baus aufkommen. Doch der US-Präsident besteht darauf. "Ich will einfach eine Grenzsteuer einführen und dann brauchen wir uns auch nicht mehr zu treffen", sagt er gereizt. "Ich wäre sehr glücklich damit, keine Treffen mehr zu haben."

Nieto versucht es mit einer leisen Drohung: "Ich würde Sie, Mr. President, bitten, mehr Raum für eine Lösung zu lassen. Lassen Sie es mich sehr deutlich sagen: Jede Maßnahme, die die wirtschaftliche Situation in Mexiko betrifft, stellt ein potentielles Risiko für die USA dar, vor allem in Bezug auf die Migration."

"Ich muss Mexiko für die Mauer bezahlen lassen"

Für Trump natürlich ein rotes Tuch. "Weil es eben schlechte Zeiten gibt, wollen wir die Mauer. Weil wir eben nicht wollen, dass die Leute über die Grenze kommen. Wir wollen nicht, dass sie kommen. Wir haben genug von denen."

Und dann wären da noch die Drogenbarone. "Sie schicken ihre Drogen nach Chicago, Los Angeles oder News York. Bis nach New Hampshire, wo ich übrigens gewonnen hab, weil New Hampshire eine drogenverseuchte Hölle ist", poltert Trump. "Wir haben mit Mexiko also bei weitem nicht nur ökonomische Probleme. Wir verkommen zu einer Drogen-Nation und die meisten Drogen kommen aus Mexiko." Die Drogenbarone müssten ausgeschaltet werden, so Trump. Aber Mexiko würde in dieser Sache nichts unternehmen.

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Trump und Nieto auf der suche nach einer "kreativen" Lösung

Schließlich kommt Trump zurück auf die Mauer zu sprechen. "Ich muss Mexiko für die Mauer bezahlen lassen. Ich muss. Ich sage das schon seit zwei Jahren. Und der Grund dafür ist, dass Mexiko Profit aus der Dummheit der amerikanischen Handelsvertreter geschlagen hat."

"Sie und ich sind beide an einem Punkt, an dem wir sagen, dass wir nicht für die Mauer bezahlen", fährt Trump fort. Aber das gehe nicht mehr. "Wenn Sie sagen, dass Mexiko nicht für die Mauer aufkommt, dann will ich mich nicht mit euch treffen, weil ich damit nicht leben kann. Ich bin damit einverstanden, zu sagen: Wir arbeiten daran. Aber Sie dürfen nicht mehr sagen, dass die USA die Mauer bezahlen", beharrt der US-Präsident. 

Doch Nieto gibt nicht klein bei. "Ich erkenne das Recht jedes Staates an, seine Grenzen zu schützen, wie er es für notwendig hält. Aber meine Position wird bleiben, dass Mexiko nicht für die Mauer bezahlen kann."

"Aber das können Sie nicht der Presse sagen", protestiert Trump. "Unter diesen Umständen kann ich nicht verhandeln." Der mexikanische Präsident lenkt schließlich ein. "Ich verstehe Sie sehr gut, Mr. President. Ich verstehe, dass das ein kritischer Punkt für Sie und Ihr Land ist. Lassen Sie uns einen kreativen Weg finden, um dieses Hindernis zu umgehen."

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"Es sind du und ich gegen den Rest der Welt"

Eine Offerte, die Trump mit Freuden annimmt. "Ich werde die Mauer nicht ansprechen. Aber wenn die Presse das tut, dann werde ich sagen 'Lasst uns sehen, wie das mit Mexiko funktioniert'", schlägt er vor.

Zum Abschluss des Telefonats tauschen Trump und Nieto schließlich noch eine Unmenge an Schmeicheleien aus. "Sie und ich gegen den Rest der Welt, Enrique", sagt Trump pathetisch. "Ich wünsche mir, dass Sie so populär sind, dass die Leute in Mexiko eine Verfassungsreform fordern, damit Sie weitere sechs Jahre regieren können."

"Das einzige, was ich will, ist, dass Ihre Regierung, Sie und wir eine freundschaftliche, konstruktive Beziehung haben", antwortet Nieto, bevor die beiden mit weiteren Höflichkeitsfloskeln das Gespräch beenden.

Donald Trump schimpft mit australischem Premier

So freundlich wie das Telefonat mit Nieto endete, begann auch das Gespräch zwischen Trump und dem australischen Premier Malcolm Turnbull. Doch das Gesprächsende war ein ganz anderes.

Die beiden Staatschefs plaudern zu Beginn ein bisschen über ihren gemeinsamen Freund und Profi-Golfer Greg Norman und ihre Karriere als Geschäftsmänner. Bis schließlich der Deal über die Umsiedelung von Flüchtlingen von Australien in die USA zur Sprache kommt. Wenige Tage nach der US-Präsidentenwahl im vergangenen November hatten Obama und die australische Regierung vereinbart, dass die USA Bootsflüchtlinge aus australischen Aufnahmezentren auf Pazifikinseln übernehmen. Zwischen 1250 und 2000 Flüchtlingen wollten die USA aufnehmen.

Im Gespräch mit Turnbull kann Trump seine Wut über den Deal nicht verbergen. Zumal er nur wenige Tage zuvor einen Einreisestopp für Menschen aus sieben muslimischen Ländern verhängt hat. "Junge, das wird uns schrecklich aussehen lassen", sagt der US-Präsident. "Ich verkündige hier, dass ich niemanden mehr reinlassen will und dann sollen wir 2000 Leute aufnehmen."

"Wir haben zu vielen Menschen erlaubt, in unser Land zu kommen, die nicht hier sein sollten", fährt Trump fort. "Unser World Trade Center stürzte wegen Leuten ein, die nicht in unserem Land sein sollten. Und nun sollen wir 2000 aufnehmen. Das ist so ein schlechtes Signal. Sie haben ja keine Ahnung", redet sich Trump in Rage.

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"Das ist mein unangenehmstes Telefonat"

Turnbull versucht dem US-Präsidenten zu erklären, dass die USA sich nur verpflichten müssen, eine Aufnahme zu prüfen, mehr nicht. "Sie können sich entscheiden, sie zu nehmen oder nicht. Sie können entscheiden, 1000 oder nur 100 aufzunehmen. Das liegt ganz bei Ihnen", argumentiert er. Außerdem gehe von den Flüchtlingen, die in den australischen Aufnahmezentren festgehalten werden, keine Gefahr aus. "Das sind Wirtschaftsflüchtlinge aus dem Iran, Pakistan und Afghanistan. Sie sind seit über drei Jahren unter unserer Aufsicht und wir wissen ganz genau, wer sie sind", erklärt Turnbull.

Doch Trump will davon nichts hören. Er sorgt sich vor allem darum, dass der Flüchtlingsdeal seinem Image schaden wird. "Malcom, warum ist das so wichtig? Ich verstehe das nicht. Das wird mich umbringen. Ich bin die größte Person der Welt, die keine Menschen ins Land lassen will. Und nun soll ich einwilligen, 2000 Menschen aufzunehmen. Das bringt mich in eine schwierige Lage. Das lässt mich so schlecht aussehen und ich bin gerade mal eine Woche da."

Sein Ärger über Turnbull und den Deal nimmt immer weiter zu. "Ich hasse es. Ich habe heute mit Putin, Merkel, dem japanischen Abe und den Franzosen gesprochen. Aber das hier ist mein unangenehmstes Telefonat. Ich hasse es, diese Leute aufnehmen zu müssen. Ich garantiere Ihnen, dass sie schlecht sind. Deshalb sitzen sie gerade im Gefängnis. Das werden keine wundervollen Leute sein, die für die örtlichen Milchbauern arbeiten werden", schimpft Trump.

Als ihm klar wird, dass er sich an den Vertrag, den sein Vorgänger Obama abgeschlossen hat, halten muss, verliert der US-Präsident die Nerven. "Diese Sache wird mich umbringen", wiederholt er mehrmals. "Ich werde wie ein schwacher, ineffektiver Anführer dar stehen. Das ist ein Killer." Da hilft auch gutes Zureden seitens des australischen Premiers nicht mehr. Wütend bricht Trump das Telefonat ab.

ivi