US-Wahl 2024 "Unser gemeinsamer Feind ist Joe Biden": Verhilft ausgerechnet ein Kennedy Trump zur Wiederwahl?

Joe Biden Robert F. Kennedy
"Joe Biden ist ätzend": Auf einer Veranstaltung von RFK Jr. tummeln sich auch eine Reihe vonKritikern des US-Präsidenten 
© Bryan Olin Dozier / Picture Alliance
Offiziell will Robert F. Kennedy Jr. sowohl Donald Trump als auch Joe Biden die Präsidentschaftswahl vermiesen. Doch nun meldet sich eine Stimme aus dem Kennedy-Lager zu Wort, die sich ungewohnt deutlich auf eine Seite schlägt.

"Meine Absicht ist, es beiden zu verderben", sagt der Spross der wohl bekanntesten amerikanischen Politikerfamilie über seine Präsidentschaftskandidatur. Die beiden, denen Robert F. Kennedy Jr. in die Suppen spucken will, sind Joe Biden und Donald Trump. Letzterer Ex-Präsident und Republikaner, ersterer Amtsinhaber und Demokrat. Das war Kennedy bis vor wenigen Monaten auch noch. Von Solidarität zum ehemaligen Genossen ist aber nichts zu spüren, im Gegenteil: Einige aus seinem Lager machen jetzt klar, dass es ihnen in erster Linie darum geht, eine Wiederwahl des amtierenden US-Präsidenten zu verhindern.

"Wenn Biden gewinnt, werden wir uns alle aufregen" 

"Unser gemeinsamer Feind ist Joe Biden", sagte eine New Yorker Wahlkampfmitarbeiterin Kennedys in einem Video. Rita Palmer arbeitet erst seit Kurzem für den Neffen des berühmten John F. Kennedy. Früher habe sie Donald Trump gewählt, nun werde sie für Bobby oder RFK Jr. stimmen, wie der 70-Jährige in bester Familientradition genannt wird.

Wenn sie am 6. November, dem Tag nach der US-WAhl, aufwachen werde "und Trump gewonnen hat, wird das keine große Sache sein. Aber wenn Biden gewinnt, dann werden wir uns alle fürchterlich aufregen", so Palmer weiter. Offiziell steht sie mit dieser Einstellung allein in der Bewegung. Eine Sprecherin der Kennedy-Kampagne sagte: "Palma hat als Privatperson gesprochen, ihr Statement spiegelt nicht die Ziele unserer Strategie wieder." 

Robert F. Kennedy in Umfragen bei zehn Prozent

Auch wenn es nicht das erklärte Ziel von RFK Jr. ist, dem Mann im Weißen Haus mehr zu schaden als seinem rechtspopulistischen Kontrahenten, wäre das doch die Konsequenz. Denn in dem de-facto-Zweikandidaten-System der USA sind die weiteren Präsidentschaftsanwärter eigentlich chancenlos, mehr als ein paar Prozent nicht drin – bis jetzt: Zehn Prozent der Wähler könnten sich Umfragen zufolge vorstellen, bei Kennedy Jr. ihr Kreuz zu setzen. So viel Unterstützung für den dritten Mann hat es lange nicht gegeben.

Sein Umfrageerfolg geht wie beabsichtigt auf Kosten der anderen: Nicht für Kennedy, auch nicht für Donald Trump, sondern für Joe Biden. Bei den meisten Meinungsforschern liegen der Ex-Präsident vor oder gleichauf mit dem amtierenden Präsidenten. Das ändert sich aber, wenn die Umfragen um die weiteren Kandidaten Kennedy Jr., Jill Stein (Grüne) und Cornel West (ein Unabhängiger aus Kalifornien) erweitert werden. In dem Fall sackt Biden deutlich ab, Donald Trump aber bleibt stabil und steht plötzlich vorn. 

RFK hilft bislang nur Donald Trump

Dass RFK Jr. irgendetwas ändern wird, ist unwahrscheinlich. Zumindest mit der Demokratischen Partei, der politischen Heimat seiner gesamten Familie, hat er gebrochen. Vielleicht aus enttäuschter Liebe heraus, vielleicht aber auch aus inhaltlichen Differenzen werfen sich beide Seiten gegenseitig Stöcke zwischen die Speichen. Bobby gräbt Biden die Wähler ab, während die "Politikmaschine der Demokraten jeden Trick aus dem Hut zaubert, um unseren Schwung zu stoppen", wie der Kandidat jüngst klagte.

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Vielleicht ist es tatsächlich die Absicht Kennedys, beiden Kandidaten zu schaden – trotzdem, 30 Wochen vor der Präsidentschaftswahl gibt es einen, der sich über die Kandidatur freut: Donald J. Trump.

Quellen: CNN, "Politico", New York Times, "Forbes", RealClearPolitics,