US-Wahl 2024 Erfolgreich wie kein anderer dritter Kandidat: Ein Kennedy macht Joe Biden nervös

Robert F. Kennedy Jr.
Angry old man aus berühmter Familie: Robert F. Kennedy Jr. möchte es sowohl Joe Biden als auch Donald Trump verderben.
© Zuma Press / Action Press
Im Zwei-Parteiensystem der USA spielen die Präsidentschaftskandidaten drei, vier und fünf in der Regel keine Rolle. Doch dieses Jahr gibt es einen dritten Mann mit sehr berühmtem Namen – und das hat Auswirkungen auf den Wahlkampf.

Auf irgendeinem amerikanischen Parlamentssessel lungert immer ein Kennedy herum, so geht das seit Jahrzehnten. Doch so sehr ins Rampenlicht wie Bobby hat sich schon länger kein Mitglied des berühmten Clans mehr gewagt. Robert Francis Kennedy Junior will nicht einfach nur Abgeordneter oder Senator werden wie so viele andere aus der Familie, ihn zieht es, wie einst seinen Onkel John F., ins Weiße Haus. 

Klaut Kennedy Trump oder Joe Biden die Stimmen?

Eine Chance, US-Präsident zu werden, hat er nicht, dafür gehört er der falschen Partei an. Vielmehr gar keiner. Doch mit seinem Wahlkampf ist er überraschend erfolgreich. So sehr, dass der 70-Jährige den beiden Platzhirschen Joe Biden und Donald Trump die womöglich entscheidenden Stimmen im sehr engen Rennen am 5. November klauen könnte. 

Die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten ist traditionell ein Duell. Seit 170 Jahren hat es kein dritter Kandidat mehr ins Oval Office geschafft – obwohl es im Zwei-Parteiensystem der USA immer wieder tapfere Seelen gibt, die die Favoriten der Demokraten und Republikaner herausfordern.

Ein Prozent ist best of the rest

Jill Stein ist eine von ihnen. Die links-progressive Ärztin zieht bereits zum dritten Mal für die US-Grünen ins Präsidentschaftsrennen. Bei ihrer vorerst letzten Wahl 2016 kam sie auf rund ein Prozent der Stimmen. Viel mehr war nicht zu erwarten, denn Platz drei der Parteihierarchie belegen üblicherweise die Libertinären, deren Kandidaten aber auch nur selten mehr Wähler von sich überzeugen können. 

Anders dagegen RFK Jr.. Im Durchschnitt der Umfragen, die ein halbes Jahr vor der Wahl langsam Aussagekraft bekommen, liegt er bei fast zehn Prozent. Solche Werte hat seit 1992 kein Drittkandidat mehr erreicht. Damals war es der IT-Unternehmer Ross Perot, der Amtsinhaber George Bush (Republikaner) und seinem Gegenkandidaten Bill Clinton (Demokraten) die Wähler abspenstig machte. Letztlich erreichte er ein Wahlergebnis von 19 Prozent – so hoch wie noch kein "Third-Party"-Kandidat vor ihm.

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Politisch zog Perot mit einem bunten Strauß aus Liberalismus und Konservatismus durchs Land. Er war wählbar sowohl für rechte Demokraten, linke Republikaner und all die vielen Unabhängigen, für die jede Wahl eine Qual ist. Wofür jetzt, 32 Jahre später, Robert F. Kennedy Jr. steht, ist auch bunt, folgt aber keinem klaren Muster. Bobby Jr. jongliert mit Umweltschutz und Querdenkertum, diversen Verschwörungstheorien und dem klarem Bekenntnis zur extrem freien Marktwirtschaft.

Robert F. Kennedy Jr. wie Connor Roy

Ursprünglich wollte Kennedy für die Demokraten ins Rennen gehen, doch dort war US-Präsident Joe Biden als Kandidat gesetzt, weswegen er sich entschieden hat, als Unabhängiger anzutreten. In seinem Auftreten erinnert er an die Figur des Connor Roy aus der Medienmilliardärs-Familiensaga "Succession". Auch der, ein älterer Herr mit wirren Ideen aus einer einflussreichen Familie, tingelt vergeblich mit einem radikalen Außenseiterprogramm durch die Lande und scheitert, ohne zu verstehen, warum.

Dass RFK in den Umfragen bislang so gut abschneidet, liegt zum einen an seinem Namen, der die Amerikaner immer noch elektrisiert. Zum anderen aber auch daran, dass sie weder den Spitzenkandidaten der Demokraten noch den der Republikaner besonders schätzen. Eine Antipathie, die offenbar verbindet. Gefragt nach seinen Ambitionen, antwortete Kennedy jüngst: "Meine Absicht ist, es beiden zu verderben." Aber: Joe Biden bezeichnet er zusätzlich als "größte Bedrohung für die US-Demokratie".

Wem schadet RFK mehr? 

Aufmerksam beobachtet sowohl Bidens als auch Trumps Team den Wahlkampf ihres Kontrahenten. Obwohl der mit seinem Elitenbashing und Populismus in ähnlichen Gewässern fischt wie der republikanische Präsidentschaftskandidat, zeichnet sich momentan ab, dass er Amtsinhaber Biden mehr schaden könnte. 

In den Umfragen liegt Donald Trump vor Joe Biden – im Schnitt mit einem Prozentpunkt Vorsprung. Die Quinnipiac University allerdings kommt zu einem anderen Ergebnis: Dort führt der US-Präsident mit drei Prozentpunkten, aber nur im Direktduell. Erweitern die Meinungsforscher das Feld um die Kandidaten Robert F. Kennedy Jr., Jill Stein und Cornel West (ein Unabhängiger aus Kalifornien), liegt plötzlich auch hier Donald Trump vorn. 

Die Demokraten werden nervös

Langsam schwant auch den Demokraten, dass ihnen der alte Mann mit dem berühmten Namen das Rennen tatsächlich verderben könnte. Nachdem Kennedy mit der Patentanwältin Nicole Shanahan seine Vizepräsidentschaftskandidatin vorgestellt hatte, reagierte die Partei mit der Bildung eines Teams, dessen einzige Aufgabe darin besteht, Anti-Kennedy-Strategien zu entwickeln. Die Nervosität steigt.

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