Pressesprecher Sean Spicer: Das ist Trumps Medien-Pitbull

Mit einer Schreitirade gegen die Medien sorgte Donald Trumps Pressesprecher für Schlagzeilen. An den Stil müssen wir uns wohl gewöhnen. Spicer ist für seine Bissigkeit bekannt - und brachte auch schon Kinder von Reportern zum Weinen.

Mit wütendem Keifen griff Sean Spicer am Samstag die Presse an. Die hatte sich erdreistet zu berichten, dass der Amtsantritt seines Bosses Donald Trump als US-Präsident nicht ganz so gut besucht war, wie der seines Vorgängers. Spicer passte das gar nicht. Er schrie bei der Pressekonferenz von Rekordbesuchen, drohte der Presse man werde "sie zur Rechenschaft ziehen". Das ist der neue Umgang des weißen Hauses mit allem, was als Kritik gesehen werden könnte. Und er ist Angesichts der Person Sean Spicer keine Überraschung.

Drohungen und weinende Kinder

Schon bei seinem ersten großen Auftritt als Pressesprecher des neuen US-Präsidenten Anfang der vergangenen Woche ging Spicer auf die Presse los. In Anknüpfung an die Wortwahl des Chefs geißelte er die Berichte über angeblich belastende Informationen der Russen über Donald Trump als "Hexenjagd". Es war die perfekte Vorlage für Donald Trump, der anschließend bei der Pressekonferenz das Webportal "Buzzfeed" als "versagenden Müllhaufen" und CNN als Verbreiter von Falschnachrichten beschimpfte - und einem Reporter des Senders grob das Wort abschnitt.


Spicer hatte sich den CNN-Mann Jim Acosta, der ebenso lautstark wie vergeblich darauf insistiert hatte, eine Frage loswerden zu dürfen, nach der Veranstaltung vorgeknöpft. Er habe Acosta gewarnt, dass er ihn bei einer Wiederholung seines Verhaltens "aus dem Raum entfernen lassen" werde, berichtete Spicer später.

In jedem Fall werden sich die Korrespondenten dafür wappnen müssen, dass sie es in Spicer mit einem sehr robusten Repräsentanten seines Chefs zu tun bekommen. Der langjährige Sprecher der Republikanischen Partei hat sich auch früher häufiger mit den Medien angelegt. Die "Washington Post" zitierte einmal eine anonyme Washingtoner Journalistin, die von regelmäßigen telefonischen Schrei-Überfällen Spicers am Telefon berichtete. Ihr kleines Kind fange deshalb immer gleich an zu weinen, wenn es dessen Stimme am Telefon erkenne.

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Sieben Akte ohne Gnade - das große Theater des Sean Spicer

Spicer erfährt Trumps Pläne auch erst durch Twitter

Spicer hat einen extrem komplizierten Job übernommen - nicht nur wegen Trumps feindseliger Einstellung gegenüber den sogenannten Mainstream-Medien. Sondern auch, weil Trump wohl auch künftig seine Kommunikation mit der Öffentlichkeit großteils im Alleingang und ohne Absprache erledigen wird. So hat Spicer zugegeben, nicht vorab zu wissen, welche Botschaften sein Chef über Twitter verbreiten wolle. Ihm geht es also nicht anders als den Journalisten, die er künftig regelmäßig informieren soll: Morgens schaue er als erstes nach, was der Präsident wieder in dem Kurzbotschaftendienst verbreitet habe. Bei der komplexen Herausforderung, die Kurzbotschaften seines Chefs den Medien plausibel zu machen, wird Spicer aber zumindest von seiner Routine profitieren können.

Sechs Jahre lang war er Sprecher der republikanischen Parteizentrale, davor Sprecher für Handelsfragen unter Präsident George W. Bush, Kommunikationschef des Haushaltsausschusses im Repräsentantenhaus und der Republikaner in der Kongresskammer. Der aus dem Ostküstenstaat Rhode Island stammende 45-Jährige ist in seinem früheren Job für den US-Handelsbeauftragten wie auch als Marineoffizier der Reserve viel in der Welt herumgekommen.

Mit seinem neuen Chef war er früher nicht immer auf einer Linie. In seinem Regierungsjob propagierte Spicer den Freihandel, als Parteisprecher kritisierte er Trumps Verunglimpfung mexikanischer Einwanderer. Spicer empfahl Trump in der Frühphase des Wahlkampfs auch, seine Rhetorik zu zäumen, "denn Worte haben Gewicht". Wie sein Auftritt bei der Pressekonferenz zeigt, hat er sich aber inzwischen im Sinne einer gedeihlichen Zusammenarbeit mit dem neuen Chef die Trump-Rhetorik selber ein Stück weit angeeignet.

AFP
mma