Die meisten Griechen halten neuesten Umfragen zufolge eine Staatspleite ihres Landes für unabwendbar. So erwarten 67,3 Prozent der Befragten die Zahlungsunfähigkeit, wie eine repräsentative Befragung des Meinungsforschungsinstituts Kapa Research in der Athener Sonntagszeitung "To Vima" ergab. 70 Prozent wollen demnach aber in diesem Fall nicht, dass das Land die Eurozone verlässt. Nur knapp jeder Fünfte ist für die Wiedereinführung der alten Währung Drachme.
Mehrheitlich befürworten die Bürger der Umfrage zufolge auch Entlassungen im staatlichen Bereich. Dafür sprachen sich 58,9 Prozent aus. Dagegen äußerten sich 40 Prozent. Neun von zehn Befragten sind für die Verschlankung des Staates durch die Fusion verschiedener Behörden. 60 Prozent sind auch bereit, die neue Sonder-Immobiliensteuer in Höhe von im Schnitt vier Euro pro Quadratmeter für ihre Wohnungen zu zahlen - und das obwohl 75 Prozent der Befragen die Abgabe als ungerecht einstufen.
Jeder zweite Grieche für große Koalition
In einer anderen Umfrage, die in der Boulevardzeitung "Ethnos" am Sonntag veröffentlicht wurde, fürchten 56,4 der Befragten, dass das Land den wirtschaftlichen Zusammenbruch nicht abwenden werde. Knapp 50 Prozent der Befragten wollen demnach eine Koalition der beiden großen Parteien, der Sozialisten unter Ministerpräsident Giorgos Papandreou und der Bürgerlichen von der Oppositionspartei Nea Dimokratia unter Antonis Samaras. Diese Notstandsregierung könnte das Land möglicherweise besser aus der tiefen Krise führen.
Inzwischen verdichten sich die Anzeichen, dass die Griechen die nächste Hilfstranche über acht Milliarden Euro aus dem Euro-Rettungspaket aller Voraussicht nach erhalten werden. Die Wahrscheinlichkeit einer Auszahlung im Oktober sei "klar höher" als ein Ausbleiben der Zahlung, sagte österreichische Finanzministerin Maria Fekter der "Welt am Sonntag". Am Samstag hatte sich bereits der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos zuversichtlich über die Auszahlung des Geldes gezeigt.
Slowakei, Malta und die Niederlande
Gegenwind kommt hingegen aus der Slowakei. Dort mehren sich die Rufe nach einer geordneten Insolvenz Griechenlands. Griechenland drohe der "Lehman Brothers von Europa" zu werden, sagte der slowakische Finanzminister Ivan Miklos der tschechischen Tageszeitung "Lidove Noviny" in Anspielung auf die 2008 pleite gegangene US-Investmentbank. "Wenn wir zu dem Ergebnis kommen, dass die Position Athens nicht haltbar ist, dann müssen wir gleichzeitig sagen, inwieweit wir bereit sind, eine geordnete Insolvenz anzugehen."
Vor einigen Tagen hatte sich auch der slowakische Parlamentspräsident Richard Sulik dafür ausgesprochen, das hoch verschuldete Griechenland in die Insolvenz gehen zu lassen. Die Slowakei, Malta und die Niederlande sind die letzten drei der 17 Euro-Staaten, die einer Erweiterung des Euro-Rettungsfonds EFSF noch nicht zugestimmt haben.
Bedingung für die nächste Hilfstranche
Derzeit prüfen Experten der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Fortschritte Griechenlands bei seinen Sparbemühungen. Ihr Votum ist Voraussetzung für die nächsten Kredite.
Zuletzt gab es bei der Prüfung Differenzen über den Umfang des Stellenabbaus im öffentlichen Dienst Ein Regierungsvertreter bestätigte indirekt einen Bericht der Zeitung "Ta Nea", wonach die Troika etwa besorgt ist, dass nur ältere Staatsbedienstete in die angekündigte "Personalreserve" geschickt würden. Die Regierung in Athen hatte vor knapp zwei Wochen beschlossen, höhere Renten zu kappen und 30.000 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes in "Reserve" zu schicken. Die Verkleinerung des überdimensionierten öffentlichen Dienstes in Griechenland ist eine der Bedingungen, die EU, EZB und der IWF an die Auszahlung der nächsten Hilfstranche von acht Milliarden Euro geknüpft haben.