Eine neue Streikwelle gegen das harte Sparprogramm und die unpopulären Arbeitsmarkt-Reformen der griechischen Regierung hat am Mittwoch das Land weitgehend lahmgelegt. Busse in Athen sowie die Eisenbahn standen still, von Piräus liefen keine Fähren zu den Ägäis-Inseln aus. Am Mittag legten auch die Fluglotsen für vier Stunden die Arbeit nieder. Dutzende Flüge fielen aus.
Nahe dem Parlament in der Hauptstadt Athen kam es zu Zusammenstößen, als Demonstranten Steine und Brandbomben auf Polizisten warfen. Maskierte Jugendliche zerstörten Haltestellen und steckten Mülleimer in Brand. Die Polizei trieb die Menge mit Tränengas auseinander. Rund 5000 Sicherheitskräfte waren in Athen im Einsatz. Laut Polizei demonstrierten insgesamt 36.000 Menschen in Athen, Thessaloniki und im Hafen von Piräus. Die Gewerkschaften sprachen von 60.000 Teilnehmern.
"Wir kämpfen für Unabhängigkeit und schulden den USA und Deutschland nicht einen Cent", stand auf Spruchbändern der Demonstranten geschrieben. Viele Menschen in Griechenland fühlen sich von der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) bevormundet. Bislang hat Griechenland 38 Milliarden Euro aus dem 110-Milliarden-Euro-Rettungspaket von EU und IWF erhalten. Im März soll die vierte Rate über weitere 15 Milliarden Euro ausgezahlt werden.
Der elfte landesweite Streik seit Einführung der ersten Sparmaßnahmen vor gut einem Jahr hatte vor allem Auswirkungen auf den Verkehr. Zudem wurden alle Behörden und Ministerien bestreikt. Auch die Lehrer und die Journalisten traten in den Ausstand, so dass es im Radio und Fernsehen keine Nachrichten gab. Viele kleine Geschäfte blieben geschlossen.
Auf die Regierung des sozialistischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou wächst der Druck. Viele Arbeitnehmer haben in den vergangenen Monaten bis zu 20 Prozent ihres Einkommens verloren. Griechenland hat mehr als 340 Milliarden Euro Schulden und konnte bislang nur mit Hilfe der EU und des Internationalen Währungsfond (IWF) vor dem Bankrott gerettet werden.
Papandreou hatte am Dienstagabend in Berlin dafür geworben, der Reformfähigkeit seines Landes zu vertrauen. Griechenland werde seine Hilfen mit Zinsen zurückzahlen. "Das ist für uns eine Frage der Glaubwürdigkeit." Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellte dem hoch verschuldeten Land Entlastungen in Aussicht. In der Debatte über die Euro-Stabilisierung werde diskutiert, die Laufzeit für die internationalen Hilfen an Griechenland über die Drei-Jahres-Frist hinaus zu verlängern.
Das hoch verschuldete Land hatte sich als Bedingung für die internationalen Milliardenhilfen zu einem harten Sparkurs verpflichtet. Dazu gehören Kürzungen der öffentlichen Ausgaben, der Löhne und Renten sowie Steuererhöhungen. Dagegen hatten die Griechen im vergangenen Jahr bereits an mehreren Tagen mit Streiks und Arbeitsniederlegungen protestiert.