Syrischer Innenminister War Kanaan in einen Mord verstrickt?

Der syrische Innenminister Ghasi Kanaan hat sich nach ersten Erkenntnissen selbst getötet. Doch viele vermuten eine Verstrickung in den Mord am ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Hariri.

Der syrische Innenminister Ghasi Kanaan hat am Mittwoch Selbstmord begangen. Vor drei Wochen war er von Ermittlern der Vereinten Nationen (UN) befragt worden, die das Attentat auf den ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Rafik al Hariri vom Februar untersuchen.

Kanaan habe sich am Mittwoch in seinem Büro getötet, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Sana. Die Ermittlungen seien aufgenommen worden. Der syrische Abgeordnete Mohammed Habasch äußerte indes Zweifel an der offiziellen Version des Todes von Kanaan. Ein anderer Politiker sagte: "Auf seinem Gesicht war Blut. Nach den ersten Anzeichen hat er die Waffe in den Mund gesteckt und sich erschossen." Der 63-jährige sei gegen elf Uhr MESZ gestorben. US-Präsident George W. Bush lehnte eine Stellungnahme zum Tod des syrischen Spitzenpolitikers ab.

"Er wirkte wie immer"

Stunden vor seinem Tod hatte Kanaan noch ein Radiointerview zu den UN-Untersuchungen über das Attentat gegeben. "Ich denke, das ist die letzte Erklärung, die ich dazu abgebe", hatte er am Ende des Gespräches mit einem libanesischen Sender gesagt. Es sei unglaubwürdig, dass Kanaan durch Selbstmord gestorben sei, sagte Habasch. "Er zeigte kein Anzeichen von Anspannung. Gestern waren wir bei einem Ministertreffen mit ihm zusammen und jeder wirkte wie immer."

Bush sagte: "Ich will nicht dem anstehenden Bericht vorgreifen - des deutschen UN-Ermittlers Detlev Mehlis". Zugleich warf er Syrien vor, noch immer zu stark im Libanon engagiert zu sein. Er bekräftigte seine Forderung an die Regierung in Damaskus, mehr zu tun, um ausländische Kämpfer daran zu hindern, über die syrische Grenze in den Irak einzudringen.

Syrische Beteiligung an Attentat vermutet

Der Bericht von Mehlis zum Anschlag auf Hariri soll kommende Woche dem UN-Sicherheitsrat vorgestellt werden. Viele Libanesen vermuten eine syrische Beteiligung hinter dem Attentat vom 14. Februar in Beirut, bei dem Hariri und 20 weitere Menschen getötet wurden. Die Ermittlungen von Mehlis haben im Libanon bereits zur Festnahme von vier pro-syrischen Generälen geführt. Die syrische Regierung hat wiederholt jede Beteiligung an dem Attentat zurückgewiesen. Demonstrationen und internationaler Druck nach dem Tod Hariris hatten Syrien dazu bewegt, seine Truppen aus dem Nachbarland zurückzuziehen.

Kanaan war von 1982 bis 2002 Chef des syrischen Militär-Geheimdienstes im Libanon. Die libanesische Zentralbank hatte im vergangenen Monat den UN-Ermittlern Einblick in die Konten Kanaans gewährt.

Reuters
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