Lange hat Donald Trump das Coronavirus verharmlost, nun holt ihn die Wirklichkeit ein. Nicht nur, dass der US-Präsident selbst positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurde und sich zur Behandlung in ein Militär-Krankenhaus begeben hat. Auch zahlreiche seiner engen Kontakte haben sich in den letzten Tagen infiziert.
Dem US-Präsidenten und seinem Umfeld wird nun zum Verhängnis, dass sie in der Öffentlichkeit häufig demonstrativ auf Schutzmaßnahmen wie Masken und Abstand wahren verzichten. Vor allem eine Veranstaltung haben US-Medien als mögliches Superspreading-Event für Trumps Leute ausgemacht: Am vergangenen Samstag fand im Rosengarten des Weißen Hauses eine Veranstaltung zur Nominierung von Amy Coney Barret als Kandidatin für den Richterposten im Supreme Court statt.
Rund 150 geladene Gäste nahmen teil, darunter zahlreiche hochkarätige Politiker. Und auffällig viele von ihnen sind mittlerweile ebenfalls positiv getestet worden. Die Gäste saßen zwar im Freien, aber auf engen Stuhlreihen und größtenteils ohne Masken beieinander. Zudem soll es anschließend auch in geschlossenen Räumen zu weiterem Socializing gekommen sein.
Infizierte saßen in den ersten Reihen
Zu den mittlerweile als infiziert gemeldeten Teilnehmern zählen neben Präsident Trump und First Lady Melania auch die republikanischen Senatoren Mike Lee aus Utah und Thom Tillis aus North Carolina. Desweiteren sind John Jenkins, Präsident der University of Notre Dame und Trumps Ex-Beraterin Kellyanne Conway erkrankt.
Wie auf Fotos zu sehen ist, saßen die Genannten allesamt in den ersten drei Stuhlreihen beieinander. Zudem existiert Videomaterial, das zeigt, wie sich einige der Teilnehmer – darunter Senator Lee – nach den Reden innig umarmen, natürlich ohne Masken. Universitätspräsident Jenkins bezeichnet es mittlerweile als Fehler, die Maske abgenommen und Hände geschüttelt zu haben.
Auch ein Journalist, der an der Veranstaltung im Rosengarten teilnahm, ist positiv getestet worden. Die für den Supreme Court nominierte Richterin Barrett kann sich dagegen relativ sicher fühlen, sie war bereits früher im Jahr infiziert gewesen.
Trump hatte weitere Risikobegegnungen
Ob sich die Infizierten alle beim Rosengarten-Event angesteckt haben, ist nicht sicher, rein zeitlich würde es aber passen. Auch für Trump selbst passt die zeitliche Abfolge, da er wenige Tage später positiv getestet wurde und Symptome entwickelte.
Der US-Präsident könnte sich aber auch an anderer Stelle infiziert haben, da der Präsident auch in der letzten Woche noch viel unterwegs war und der Rosengarten nicht seine einzige Risikobegegnung war. So ist auch seine persönliche Beraterin Hope Hicks infiziert, mit der Trump engen Kontakt pflegt und die bereits am Mittwoch positiv getestet wurde. Bei ihr könnte sich Trump schon vor dem Rosengarten angesteckt haben, etwa bei einem Wahlkampf-Event in Newport am Vorabend. Infiziert ist auch Ronna McDaniel, die Vorsitzende des Republican National Comittee, die mit dem Präsidenten ebenfalls am Vortag des Rosengarten-Events bei einer Veranstaltung im Trump International Hotel in Washington zusammentraf.

Ebenfalls positiv getestet ist mittlerweile Trumps Kampagnen-Manager Bill Stepien. Zudem sind laut CNN insgesamt drei Journalisten positiv, die allesamt im Weißen Haus arbeiten. Es wäre keine Überraschung, wenn weitere Fälle aus dem Dunstkreis der Trump-Regierung folgen.
Quellen: Washington Post / New York Times / Politico / CNN