Der frühere US-Präsident Donald Trump will der ersten Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber einem Medienbericht zufolge fernbleiben – und stattdessen dem früheren Fox-News-Moderator Tucker Carlson ein Interview geben. Die "New York Times" berichtete am Freitag unter Berufung auf informierte Kreise, Trump habe sich gegen eine Teilnahme an der TV-Debatte am kommenden Mittwoch entschieden.
"Die Menschen kennen meine Bilanz, eine der besten jemals, warum also sollte ich debattieren?"
Der 77-Jährige hatte bereits am Donnerstagabend auf seiner Online-Plattform Truth Social Zweifel daran geweckt, dass er an der vom rechten Nachrichtensender Fox News ausgetragenen Debatte teilnehmen würde. Der Rechtspopulist verwies dabei unter anderem auf den riesigen Vorsprung, den er in Umfragen zum republikanischen Bewerberfeld hat. "Die Menschen kennen meine Bilanz, eine der besten jemals, warum also sollte ich debattieren?" fragte Trump.
Trump wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt – diese juristischen Probleme hat er noch am Hals

Die heute 79-jährige Carroll hatte Trump beschuldigt, sie im Frühjahr 1996 in der Umkleidekabine des New Yorker Luxus-Kaufhauses Bergdorf Goodman vergewaltigt zu haben. Öffentlich machte die langjährige Kolumnistin des Magazins "Elle" ihren Vorwurf erst 2019, als Trump Präsident war. Trump bezichtigte Carroll der Lüge und erklärte, sie sei nicht sein "Typ".
Strafrechtlich waren die Vorwürfe verjährt, doch zivilrechtlich konnte Carroll gegen den Milliardär vorgehen, und so verklagte Carroll Trump in New York wegen Verleumdung und im vergangenen November in einer zweiten Klage wegen der mutmaßlichen Vergewaltigung selbst sowie erneut wegen Verleumdung. Sie verlangte Schmerzensgeld und Schadenersatz in nicht genannter Höhe. Weil es sich um einen Zivilprozess und nicht um ein Strafverfahren handelte, drohte Trump keine Gefängnisstrafe.
Für die Geschworenen war der Fall offenbar klar: Nach weniger als dreistündigen Beratungen sprachen sie Carroll fünf Millionen Dollar (rund 4,5 Millionen Euro) zu – zwei Millionen Dollar wegen sexuellen Missbrauchs und drei Millionen Dollar wegen Verleumdung. Ihr Urteil sei für alle Frauen, die ähnliches erlebt hätten, sagte die Autorin nach der Entscheidung. Es gehe ihr nicht um das Geld. Sie habe ihren Namen reinwaschen wollen. Und sie hätte Trump gerne im Zeugenstand vor Gericht gesehen.
Trumps Anwalt Joe Tacopina kündigte an, gegen das Urteil in Berufung zu gehen. Er verwies unter anderem darauf, dass Carroll Trump stets Vergewaltigung zur Last gelegt habe, die Geschworenen aber lediglich sexuellen Missbrauch anerkannt hätten. Trump selbst reagierte erbost auf den Ausgang des Zivilprozesses. "Dieses Urteil ist eine Schande, eine Fortsetzung der größten Hexenjagd aller Zeiten", wetterte der 76-jährige auf seiner Onlineplattform Truth Social. Mit Blick auf Carroll erklärte Trump: "Ich habe überhaupt keine Ahnung, wer diese Frau ist."
Vor dem Urteil hatte der Ex-Präsident fälschlicherweise behauptet, er habe sich in dem Verfahren nicht "verteidigen" dürfen. Trump war dem Prozess aus eigenen Stücken ferngeblieben, zu einem Erscheinen vor Gericht war er nicht verpflichtet. Trump war während des Prozesses sogar zu einem Golfplatz in Schottland gereist, der ihm gehört.
Die "New York Times" berichtete nun, der Ex-Präsident habe mehreren Vertrauten mitgeteilt, dass er nicht an der Debatte in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin teilnehmen werde. Er wolle vielmehr dem im April von Fox News gefeuerten Rechtsaußen-Moderator Carlson ein Online-Interview geben. Carlson hat in den vergangenen Monaten eine Reihe von Interviews auf der inzwischen in "X" umbenannten Internetplattform Twitter veröffentlicht und erreicht damit ein Millionenpublikum.
Trumps Sprecher bestätigen nichts
Ein Sprecher von Trumps Wahlkampfteam wollte den Bericht der "New York Times" auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP nicht bestätigen. "Wir haben von unserer Seite nichts bestätigt." Nach der "New York Times" berichtete auch der Nachrichtensender CNN von den mutmaßlichen Plänen des Ex-Präsidenten.
Trump ist der klare Favorit im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner für die Wahl 2024. In Umfragen kommt der inzwischen in vier Verfahren angeklagte Ex-Präsident auf fast 55 Prozent der Stimmen – und liegt damit ganze 40 Punkte vor dem zweitplatzierten Gouverneur des Bundesstaates Florida, Ron DeSantis.
Die Vorwahlen der Republikaner beginnen am 15. Januar im Bundesstaat Iowa. Der Sieger der Vorwahlen wird im November 2024 Amtsinhaber Joe Biden herausfordern, der sich um eine Wiederwahl bewirbt.