Einer der beiden in der vergangen Woche in der Türkei festgenommenen Deutschen ist wieder frei. Das sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes unter Berufung auf den Rechtsanwalt des oder der Festgenommenen in Berlin. Das Ministerium versuche, eine Bestätigung für die Freilassung zu bekommen. Es handele sich jedenfalls um eine "positive Neuigkeit".
Auflagen für die freigelassenen Person seien nicht erteilt worden, sodass es offenbar erlaubt sei, das Land zu verlassen.
Identität der Festgenommen weiter nicht bekannt
Um wen es sich bei der freigelassenen und der noch in Haft sitzenden Person handelt, gibt das Auswärtige Amt nicht bekannt. In vorherigen Fällen verwies das Außenministerium stets auf den Schutz der Persönlichkeitsrechte der Betroffenen und auf den Datenschutz. Unter anderem die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete, es handele sich um einen Geschäftsmann und seine Ehefrau, die beide türkische Wurzeln hätten. Zu den Gründen für die Festnahme am Flughafen von Antalya ist bisher nur bekannt, dass sie wegen politischer Vorwürfe erfolgt sei.
Die Nachrichtenagentur AFP meldet, dass das Auswärtige Amt zurzeit weiter keinen Zugang zu der noch in Haft sitzenden Person habe - ein Verstoß gegen völkerrechtliche Vereinbarungen.
Insgesamt sitzen nach Angaben des Außenministeriums derzeit elf Deutsche aus politischen Gründen in der Türkei im Gefängnis. Darunter sind unter anderem der "Welt"-Journalist Deniz Yücel, die Übersetzerin Mesale Tolu und der Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner.
Rauer Ton zwischen der Türkei und Deutschland
Die wiederholten Festnahmen von Deutschen sorgten in den vergangenen Monaten für eine Eskalation der diplomatischen Beziehungen zwischen Berlin und Ankara. Während deutsche Politiker der Türkei die Geiselnahme deutscher Staatsbürger und die Verletzung von Menschenrechten vorwarfen, reagierte zuletzt der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu scharf: "Was geht dich das an?", fragte er auf einer Veranstaltung in Richtung der Bundesrepublik. Die türkische Regierung wirft der Bundesregierung vor, Terroristen zu schützen.
Im Juli - nach der Festnahme Steudtners - hatte die Regierung in Berlin ihren Kurs in der Türkei-Politik deutlich verschärft. Seitdem sind unter anderem neue Reisehinweise in Kraft, in denen deutsche Staatsbürger vor willkürlichen Festnahmen gewarnt werden. Eine offizielle Reisewarnung gibt es aber bislang nicht.
Im TV-Duell vor der Bundestagswahl hatte SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz einen Abbruch der EU-Beitrittverhandlungen mit der Türkei gefordert. Amtsinhaberin Angela Merkel sagte: "Die Beitrittsverhandlungen sind im Moment sowieso nicht existent." Für den offiziellen Abbruch der Verhandlungen müssten alle 28 EU-Mitgliedsstaaten stimmen. Dies gilt als unwahrscheinlich.