Bei der Fernsehshow die "Größten Niederländer aller Zeiten" des öffentlich-rechtlichen Senders Nederland 1 in der Nacht zum Dienstag siegte der vor zwei Jahren ermordete Rechtspopulist Pim Fortuyn noch vor dem Stammvater des Königreiches, Willem van Oranje, und dem Gründer des Sozialstaates und ersten Ministerpräsidenten der Nachkriegszeit, Willem Drees.
Fortuyn noch vor Rembrandt und van Gogh
Aus einer Liste von zuletzt zehn Kandidaten hatten Hunderttausende Niederländer über Internet und Telefon den "Größten" gewählt. Auf den letzten Plätzen landeten die Maler Rembrandt van Rijn und Vincent van Gogh sowie das für sein Tagebuch aus der Zeit der Judenverfolgung berühmt gewordene jüdische Mädchen Anne Frank. Der einzige noch lebende Kandidat war der Fußballspieler Johan Cruyff.
Der Rechtspopulist Fortuyn hatte vor drei Jahren mit scharfen Attacken gegen Ausländer und insbesondere Muslime auch international für Aufsehen erregt. Er wurde am 6. Mai 2002 - kurz vor einem von Demoskopen vorhergesagten Erfolg bei den Parlamentswahlen - von einem radikalen Tierschützer ermordet. Zu seinen Bewunderern gehörte auch der vor zwei Wochen ermordete Filmemacher und Islamkritiker Theo van Gogh. Sein letzter Film über den Tod Fortuyns hat im Dezember Premiere.
"Die Wahl ist ein Signal, dass in diesem Land etwas nicht stimmt"
Die Wahl Fortuyns zum "Größten Niederländer" löste im Fernsehstudio in Hilversum keinen Jubel aus. Selbst der Journalist Youri Albracht, der "Anwalt" Fortuyns in der Show war, sagte: "Die Wahl ist ein Signal, dass in diesem Land etwas nicht stimmt." Bei ähnlichen Fernseh-Abstimmungen waren in Grossbritannien der Kriegspremier Winston Churchill und in Deutschland der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer gewählt worden.