Statt auf Premier Gordon Brown oder seinem größten Herausforderer David Cameron, ruhten für die zweite TV-Debatte im britischen Wahlkampf am Donnerstag alle Blicke auf dem Außenseiter. Nick Clegg von den kleineren Liberaldemokraten hatte sowohl Brown als auch den Monatelangen Favoriten Cameron von den Tories bei der ersten Debatte vergangene Woche ausgestochen. Beobachter erwarteten deshalb, dass beide Konkurrenten Clegg bei der zweiten von insgesamt drei Elefantenrunden vor der Parlamentswahl am 6. Mai härter in die Mangel nehmen würden.
"Clegg hebt die Messlatte an" titelte am Donnerstag die Zeitung "The Independent". Wegen seines Erfolges müssten sich Brown und Cameron nun noch mehr anstrengen, um wieder Oberwasser zu gewinnen. Allerdings wollen sich auch beide nicht die Türen zu den Liberaldemokraten verschließen. Wenn keiner der zwei Großen eine absolute Mehrheit bekommt, könnte der zukünftige Premier auf die Unterstützung des kleineren Konkurrenten angewiesen sein.
Jüngste Umfragen etwa im Auftrag der Boulevardzeitung "The Sun" zeigten Brown und seine sozialdemokratische Labour-Partei kurz vor der Debatte an letzter Stelle bei 27 Prozent Zustimmung. Clegg und die "LibDems" erreichten 31 Prozent, Cameron und die konservativen Tories lagen bei 33 Prozent.
In der zweiten Debatte sollte es vor allem um Außenpolitik gehen. Wie bereits beim ersten Duell eine Woche vorher - der ersten in der britischen Fernsehgeschichte überhaupt - waren Fragen aus dem ausgesuchten Publikum vorgesehen. Die Zuschauer durften vorab Themen einreichen, die dann selektiert wurden. Das Saalpublikum unterliegt strengen Auflagen, es darf nicht klatschen oder die Spitzenkandidaten auszubuhen.
Wahrscheinliche Themen waren unter anderem die Einsätze britischer Truppen im Irak und in Afghanistan sowie die Einstellung der drei großen Parteien zu Europa. Während die Liberaldemokraten den Irak- Krieg abgelehnt hatten und den Einsatz in Afghanistan kritisieren, waren sowohl die Tories als auch Labour für ein Eingreifen im Irak gewesen. Auch verteidigen beide die Mission in Afghanistan. Labour will allerdings in Zukunft mehr Betonung auf Ausbildungshilfe statt auf Kriegseinsätze in dem Land legen. Sowohl die Liberaldemokraten als auch Labour stehen Europa und dem Euro grundsätzlich positiv gegenüber. Die Tories planen dagegen, mehr Macht von Brüssel nach London zurückzuholen.