Unfreiwilliger Erfolg Rechter Twitter-Nutzer will liberale Gesellschaft bloßstellen - und scheitert

Frau mit Niqab und transsexuelle Frau
Eine Frau mit Niqab und eine transsexuelle Frau nebeneinander in der U-Bahn: Was eine Horrorvision für den rechten Twitter-Account-Betreiber "/pol/ News Network" ist, der sich selbst als "Politisch inkorrekt – und immer rechts" beschreibt, begeistert die Befürworter einer pluralistischen Gesellschaft.
© Screenshot /pol/ News Network/Twitter
Ein amerikanischer Twitter-User, selbst "Fox News"-Zuschauer, Donald-Trump-Fan und "Fake News"-Reklamierer, wollte einen Hieb gegen die Demokraten austeilen. Und landete stattdessen einen Publikumserfolg bei seinem Feindbild.

Multikulturelle Vielfalt, Graffiti an Wänden, Frauen in Niqab und Frauen im Mini, die irgendwann mal als Mann zur Welt gekommen sind, - über all das kann sich der Mensch hinter dem Twitter-Accout "/pol/ News Network" so richtig aufregen. Wohin sind wir nur gekommen unter Barack Obama?, scheint er (ebendieser Mensch) immer wieder zu fragen, insbesondere wenn er "Früher war alles besser"-Fotos gegen aktuelle Aufnahmen schneidet. Die Welt war doch mal so schön sauber, geradlinig und einfach - und jetzt?

Für das Foto einer transsexuellen und einer verschleierten Frau, das auf dem Account mehr als 18.000 Likes und damit deutlich mehr als jeder andere seiner Beiträge kassierte, konnten sich viele Menschen begeistern. Das friedliche Nebeneinander unterschiedlicher Lebensformen ist ein Sinnbild für die Möglichkeiten, die unsere Gesellschaft heute bietet. In den USA wie in vielen anderen Ländern.

Angst vor Vielfalt

"Das ist die Zukunft, die Liberale wollen", untertitelt der Account-Betreiber sein Bild - und kassiert dafür sogar von einem User mit dem konservativen Twitter-Namen US Patriot den Vorschlag, er möge sich doch ein neues Heimatland aussuchen. Schnell stellt sich heraus, dass die Aufnahme der beiden unterschiedlichen Frauen in der New Yorker U-Bahn entstanden ist und die Reaktionen auf das Bild gedeihen zu einer Eloge an die weltoffene Metropole. "Das sieht aus wie ein typischer Montagmorgen. Für mich ist das ein Beispiel, dass meine Stadt ein großartiger Ort zum Leben ist", schreibt etwa ein User. "Ist New York nicht wunderbar? Ich liebe meine Stadt", ein anderer.

Die populistischen Medien wie Fox News und "Breitbart" schüren in den USA die Angst durch Panikmache und gezielte Falschmeldungen. Dass sie bevorzugt von Trump-Wählern konsumiert werden, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Und die stellen das Forderungen nach Rückschritt und vermeintlicher Sicherheit - oder posten Fotos wie dieses, das für sie ein Beweis für die verlotterten Sitten ist. Am liebsten hätten sie die Welt ganz simpel: weiß und männlich.

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