122. Kriegstag Russische Raketen zerstören Gebäude in Kiew und verschütten Menschen – "Krankenwagen und Sanitäter sind vor Ort"

Mehrere Explosionen erschüttern Kiew
Ein Feuerwehrmann steht nach Explosionen vor einem schwer beschädigten Wohnhaus
© Nariman El-Mofty / AP / DPA
Sehen Sie im Video: "Wir wissen, dass sich Menschen unter den Trümmern befinden": Russische Raketen zerstören Gebäude in Kiew.


STORY: Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist Behörden zufolge am frühen Sonntagmorgen von mehreren Explosionen erschüttert worden. Polizeichef Ihor Klymenko sprach von einem russischen Raketenangriff, bei dem mehrere Menschen verletzt worden seien. Bürgermeister Vitali Klitschko trat am Morgen im betroffenen Stadtteil Schewtschenkiwskij vor die Kameras. "Ein Gebäude wurde zerstört und wir wissen, dass sich Menschen unter den Trümmern befinden. Sie sind am Leben, die Rettungskräfte versuchen, sie herauszuholen, es gibt viel Rauch und wir tun unser Bestes, um sie so schnell wie möglich zu retten". Das ukrainische Ministerium für Katastrophenschutz veröffentlichte Aufnahmen, die die Rettung eines Kindes aus einem beschädigten Gebäude zeigen. Aus zwei Gebäuden seien Bewohner gerettet und in Sicherheit gebracht worden, so Klitschko weiter. Das historische Viertel im Zentrum von Kiew beherbergt eine Reihe von Universitäten, Restaurants und Kunstgalerien.
Russland hat die Hauptstadt der Ukraine mit mehreren Raketen angegriffen. Es gibt Tote und Verletzte. Der ukrainische Präsident Selenskyj kündigte derweil an, sein Land wolle die von Russland eingenommenen Städte zurückerobern.

Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist am Sonntagmorgen von Russland mit mehreren Raketen beschossen worden. "Mehrere Explosionen im Schewtschenkiwskyj-Viertel", schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko am 122. Tag der russischen Invasion auf Telegram. "Krankenwagen und Rettungssanitäter sind vor Ort. In zwei Gebäuden ist die Rettung und Evakuierung der Bewohner im Gange." AFP-Journalisten hörten vier Detonationen in der Nähe des Stadtzentrums. Eine halbe Stunde zuvor hatten die Luftangriffssirenen der Stadt Alarm geschlagen.

Eine Rakete habe ein neunstöckiges Wohnhaus getroffen, schrieb Anton Heraschtschenko, ein Berater des ukrainischen Innenministers, im Nachrichtendienst Telegram. Eine weitere Rakete sei auf dem Gelände eines Kindergartens im Bezirk Schewtschenko eingeschlagen. In dem Wohnhaus wurde nach Angaben des Zivilschutzes mindestens ein Mensch verletzt. Klitschko berichtete von zwei Verletzten und weiteren Menschen, die noch unter Trümmern feststeckten. Die Rettungs- und Löscharbeiten dauerten morgens noch an.

Der ukrainische Parlamentsabgeordnete Olexij Hontscharenko schrieb, insgesamt 14 Raketen hätten russische Truppen in den Morgenstunden auf Kiew und Umgebung abgefeuert. Überprüfen ließ sich das zunächst nicht.

Die Hauptstadt war in den vergangenen Wochen nur vereinzelt Ziel russischer Angriffe, das russische Militär konzentriert sich derzeit vor allem auf den Osten des Landes. Zuletzt war Kiew Anfang Juni beschossen worden. Während die ukrainische Seite damals von beschädigter Bahn-Infrastruktur sprach, meldete Moskau die gezielte Zerstörung von frisch aus dem Ausland gelieferten Panzern.

Ukraine will alle Städte zurückerobern

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte derweil an, sein Land wolle die von Russland eingenommenen Städte, Sjewjerodonezk, Donezk und Lugansk, zurückerobern. Auch Melitopol und Mariupol seien nicht in Vergessenheit geraten, sagte Selenskyj am Samstag in seiner abendlichen Videoansprache. "Alle anderen Städte der Ukraine, die vorübergehend besetzt sind, werden ukrainisch sein." Russland hatte kurz zuvor die Einnahme von Sjewjerodonezk bekannt gegeben.

Selenskyj zufolge ist die Ukraine am Samstag innerhalb eines halben Tages von 45 russischen Raketen getroffen worden. "Sie sind eine weitere Bestätigung unserer Position, dass Sanktionen gegen Russland nicht ausreichen." Sein Land benötige mehr militärische Hilfe.

Die Ukraine befinde sich in einer moralisch und emotional schwierigen Phase des Krieges. "Wir verstehen, dass wir den Staat immer noch schützen können", meinte das Staatsoberhaupt. Er wisse aber nicht, wie groß die Verluste und Anstrengungen noch sein werden, bis sich ein Sieg am Horizont abzeichne.

Russland führt mittlerweile seit mehr als vier Monaten Krieg gegen die Ukraine.

DPA · AFP
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