Berichten zufolge stehen mehr als 100.000 russische Soldaten Gewehr bei Fuß entlang der ukrainischen Grenze. Auch, wenn es bisher nicht zur offenen, militärischen Auseinandersetzung gekommen ist: Das Säbelrasseln wird lauter. Sollte der Kreml tatsächlich die Invasion anordnen, sähen sich die Ukrainer mit einer gewaltigen Übermacht konfrontiert.
Dass das Pulverfass am Ende wirklich explodiert, davon sind die Ukrainer laut einem Bericht der britischen BBC weit weniger überzeugt als deren westliche Verbündete. Aber das Gerede vom drohenden Krieg schürt Ängste. "Letzte Woche war ich ziemlich verstört; ich bin sogar zu meinem Psychologen gegangen, um Hilfe zu bekommen", erzählt Dmytro Dubas, der sich 2014 freiwillig den ukrainischen Truppen angeschlossen habe, um im Landesosten gegen Russland zu kämpfen. Auch jetzt bereite er sich erneut auf das Schlimmste vor: Er habe das Auto vollgetankt, Lebensmittel für den Notfall eingekauft und sich bei der Landesverteidigung angemeldet, um seine militärischen Kenntnisse aufzufrischen.
Obgleich die ukrainische Regierung einer potenziellen Hysterie entgegenzuwirken versucht, werden in den Kiewer Schulen sogar schon Übungen für Bombenalarme und Luftangriffe abgehalten, wie die BBC berichtet. In den sozialen Medien kursierten offizielle Anleitungen für das Zusammenstellen von Notfallgepäck, Menschen planten eifrig Fluchtrouten – meist gen Westen.
"Der Feind steht an unserer Grenze. Also sollte jeder vorbereitet sein"
Wie Dubas üben sich viele Ukrainer an Waffen, um sich selbst und ihr Land im Notfall verteidigen zu können. In einem Waldgebiet außerhalb von Kiew nehmen laut BBC sogar Rentner an den Wochenenden an Militärübungen teil. Eigentlich seien sie zu alt, um formale Verträge zu unterschreiben, aber die Ausbilder wiesen sie nicht ab. "Der Feind steht an unserer Grenze. Also sollte jeder vorbereitet sein", sagt der 64-jährige Serhiy Kalinin dem Nachrichtensender.

Im Kriegsfall wären die regulären Truppen schlichtweg auf die Unterstützung von Zivilisten angewiesen. "Wir werden kämpfen, wenn etwas passiert. Unsere Leute sind bereit zu kämpfen. Aus jedem Fenster wird geschossen werden, wenn [die Russen] eindringen", sagte ein ukrainischer Beamter kürzlich dem US-Nachrichtensender CNN. "Wir werden niemals kapitulieren", sagte der Architekt Denys Semyroh-Orlyk dem Wall Street Journal. "Wir nutzen jede Gelegenheit, um zu trainieren. Deshalb denke ich, dass Putin Angst vor uns haben sollte".
Quellen: "BBC"; "Business Insider"