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Podcast "Ukraine – die Lage" Mölling sieht Krim als Hauptziel der Ukrainer

Im Juli flog ein Munitionslager auf einem russischen Militärgelände auf der Krim in die Luft
Im Juli flog ein Munitionslager auf einem russischen Militärgelände auf der Krim in die Luft
© Viktor Korotayev / DPA
Die ukrainischen Streitkräfte setzen auf gezielte Angriffe auf die Krim, um den Russen die Besetzung möglichst schwer oder sogar unmöglich zu machen, sagt Militärexperte Christian Mölling. Wichtig dafür seien auch Angriffe auf militärische Ziele weit hinter der Front.

Die ukrainischen Streitkräfte setzen nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christian Mölling darauf, eine weitere Besetzung der Krim für Russland unmöglich zu machen. Mölling sagte am Freitag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage": "Kommandoaktionen sind ein klares Signal: Wir drängen auf die Krim." Der Ukraine war es unter anderem gelungen, einige Bohrinseln einzunehmen, russische Kriegsschiffe zu beschädigen und eine große Luftabwehrstellung zu zerstören.

Der Symbolgehalt der von Russland völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel sei sehr groß, sagte Mölling. "Darum dreht sich ganz, ganz viel." Das reiche von historischen Fragen bis zur russischen Innenpolitik. Der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik schloss dennoch nicht aus, dass eine Räumung der Krim durch die russische Armee auch ohne einen Regimewechsel in Moskau denkbar sei. Falls Präsident Wladimir Putin wegen eines Verlusts der Krim aber stürzen sollte, wäre dies für die Ukraine ein "willkommener Kollateraleffekt". "Die Ukraine wäre auch zufrieden, wenn sie die Krim zurückbekommt und Putin bleibt", erläuterte Mölling. Zumal niemand wisse, wer in dem auf Gewalt basierendem russischen Machtapparat auf Putin folgen werde.

Kontrolle über die Krim könnte für Russland unmöglich werden

Mölling machte deutlich, dass die Kontrolle über die Krim für die Russen unmöglich werden könne, auch wenn ukrainische Truppen nicht dorthin vordringen. "Die Krim muss nicht militärisch besetzt werden, sie kann militärisch besetzt werden", sagte er. Damit bezog er sich auch auf Äußerungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Wenn es der Ukraine gelinge, bis zum Asowschen Meer vorzurücken, werde ein Verbleib der russischen Kräfte auf der Krim extrem schwierig.

Wichtig seien auch die Angriffe auf militärische Ziele weit hinter der Front. "Raketen sind dafür ein wesentlicher Schlüssel", sagte Mölling zu den Bemühungen der Ukraine, weitreichende Waffensysteme aus den USA und Deutschland zu erhalten. Er hielt es für möglich, dass dazu am Rande der Vollversammlung der Vereinten Nationen kommende Woche in New York Fortschritte erzielt werden. Scharf kritisierte er die Bundesregierung für ihren Kurs, die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern davon abhängig zu machen, ob die USA ihre vergleichbaren ATACMS an die Ukraine geben. "Das Interessante dabei ist die einseitige Abhängigkeit – die Amerikaner entscheiden das für sich; und damit auch für uns", so Mölling.

tis

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