China wird nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christian Mölling nicht in großem Umfang Waffen an Russland für den Krieg in der Ukraine liefern. Mölling sagte am Dienstag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage", China stehe relativ fest an der Seite Russlands. Massive Rüstungshilfe würde jedoch dazu führen, dass die USA Sanktionen gegen Länder verhängen, die Russland militärisch unterstützen. Dem würden sich die Europäer voraussichtlich anschließen. "China würde daraus einen massiven Nachteil erhalten“, sagte der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Er schloss nicht aus, dass die Chinesen über "ein paar dunkle Kanäle“ ein wenig Munition oder Grundstoffe nach Russland schaffen. Aber allenfalls so, dass es nicht zu offensichtlich sei. Denn: "Sie brauchen den Westen."
Amerikas Signal an China
Der Sicherheitsexperte interpretierte die Warnung des US-Außenministers Anthony Blinken vor chinesischen Waffenlieferungen an Russland als Signal an die chinesische Führung. Er habe Blinken "so verstanden, dass man solch eine Möglichkeit öffentlich macht, um China zu signalisieren: wir sehen, was ihr da macht." Schon jetzt sei für jeden sichtbar, welche großen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft der Ukraine-Krieg habe, durch den unter anderem Energie- und Getreidelieferungen beeinträchtigt würden. "Wenn wir die Handelsbeziehungen mit China einschränken, dann hat das weitaus größere Konsequenzen, die beide Seiten fürchten müssen", sagte Mölling. China sehe zwar möglicherweise die Gelegenheit, Russland zum Juniorpartner zu machen. Aber das ändere nichts daran, dass diese Verbindung die Beziehungen zum Westen nicht ersetzen könne. "Moskau ist zum jetzigen Zeitpunkt für China kein gewichtiger Handelspartner", argumentierte Mölling, "auch kein Technologiepartner, um die Technologie, die es selber nicht herstellen kann, zu importieren“.
Putin will eigene Bevölkerung beruhigen
Die Rede von Präsident Wladimir Putin zur Lage der Nation wertete Mölling als Versuch, den Russen Mut zu machen. "Es geht darum, den Leuten zu sagen: Es ist alles gut, vertraut mir, ich kriege das hin“, sagte Mölling. Viele neue Argumente habe Putin nicht gebracht, sondern seine bereits bekannte Sicht ausgebreitet. "Die Bevölkerung wird das nicht großartig bewegen“, sagte Mölling.