Ukraine – Die Lage "Risiko einer Eskalation": Militärexperte Masala warnt vor Lieferung von Kampfflugzeugen an Kiew

Ein MiG-29-Kampfjet der polnischen Luftwaffe fliegt bei einer Luftfahrt-Schau
Ein MiG-29-Kampfjet der polnischen Luftwaffe fliegt bei einer Luftfahrt-Schau
© Michael Walczak/PAP / DPA
Die Ukraine bittet den Westen seit Beginn des Krieges um Kampfflugzeuge, um sich gegen russische Luftangriffe verteidigen zu können. Dies gilt jedoch als überaus heikel. Nach Einschätzung des Militärexperten Carlo Masala könnte es zu einer Eskalation des Konflikts führen.

Die von Polen betriebene Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine könnte nach Einschätzung des Militärexperten Carlo Masala zu einer Eskalation des Konflikts mit Russland führen. Masala sagte im neuen stern-Podcast "Ukraine – Die Lage", die Maschinen vom Typ MiG 29 seien zwar militärisch bedeutsam, aber "kein Gamechanger" – sie würden also nichts an der militärischen Übermacht Russlands gegenüber der Ukraine ändern. "Man muss sich gut überlegen, ob man solche Waffen liefert, die das Risiko einer Eskalation bergen", warnte der Politikprofessor von der Bundeswehruniversität München am Mittwoch.

Polen hatte angeboten, Maschinen seiner Luftwaffe an die USA zu übergeben, die sie dann weiterleiten könnten. Dies wies das US-Verteidigungsministerium jedoch zurück. Masala fragte mit Blick auf die Pläne: "Worüber fliegen die? Von wo fliegen die? Wie kommen die ukrainischen Piloten an die Maschinen?" Er kritisierte zudem, dass die NATO sich nicht auf eine einheitliche Position verständigt habe. Schließlich wären letztlich alle NATO-Staaten gleichermaßen von einer Verschärfung des Konflikts betroffen.

Masala: Skeptisch bei Fluchtwegen in der Ukraine

Skeptisch äußerte sich Masala zur Evakuierung von ukrainischen Zivilisten aus umkämpften Städten. "Die Frage ist, wie die Fluchtwege aussehen", sagte er. Es gebe Berichte, dass dort kleine, explosive Minen herumliegen, die aussehen wie Spielzeuge, sogenannte Butterfly-Minen. "Das Risiko ist, dass Kinder die aufnehmen." Solche Waffen seien militärisch irrelevant und dienten nur der "Terrorisierung der Bevölkerung".

Prof. Dr. Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München
© Imago Images

Dr. Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Bundeswehruniversität München. 

Zudem hätten nicht alle Menschen die Möglichkeit, die Städte zu verlassen. Wer zurückbleibe müsse aber fürchten, von Russland dann zum Kombattanten und damit zum legitimen Ziel von Kriegshandlungen erklärt zu werden.

In der ersten Folge des Podcasts hatte Masala am Dienstag auf die Erfahrungen in Syrien verwiesen, wo die russischen Streitkräfte zuerst die Flucht von Zivilisten ermöglicht haben, um dann die zerstörerische Angriffe zu fliegen.

rw

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