Ukraine – die Lage "Doppelspiel" zwischen Putin und Unterhändlern: Militärexperte warnt vor Missbrauch der Verhandlungen

An einem langen Tisch sitzen links vier Männer in Uniformen, rechts fünf in Anzügen vor Flaggen der Ukraine und Russlands
Nähern sich die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine einem Ergebnis oder soll die russische Delegation (rechts vom Tisch) nur Zeit gewinnen?
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Die russische Führung könnte nach Einschätzung des Militärexperten Carlo Masala die Verhandlungen mit der Ukraine benutzen, um Zeit für eine Neuaufstellung ihrer Truppen zu gewinnen.

Die russische Führung könnte nach Einschätzung des Militärexperten Carlo Masala die Verhandlungen mit der Ukraine benutzen, um Zeit für eine Neuaufstellung ihrer Truppen zu gewinnen. Masala sprach am Mittwoch im stern-Podcast "Ukraine – die Lage" von einem "Doppelspiel" zwischen Präsident Wladimir Putin und seinen Unterhändlern. Während die Diplomaten sich dialogbereit zeigten, grätsche Putin immer wieder dazwischen und wiederhole Forderungen, die eigentlich längst vom Tisch seien, etwa die nach einer "Entnazifizierung" der Ukraine. Der Politikprofessor der Bundeswehruniversität München sagte: "Ich glaube nicht, dass es hier eine Differenz gibt, es gibt eine Rollenverteilung." Masala wies darauf hin, dass die russischen Streitkräfte massive logistische Probleme hätten.

Masala erwartet langen Krieg zwischen Russland und Ukraine

"Nicht auszuschließen, dass die Verhandlungen nur benutzt werden, um die militärische Kampagne zu reorganisieren", sagte er.

Prof. Dr. Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München
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Dr. Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Bundeswehruniversität München. 

Dem Experten erscheint ein langer Konflikt wahrscheinlicher als eine schnelle Einigung auf einen politische Lösung oder zumindest einen Waffenstillstand. "Momentan ist das ein Krieg, der auf einen Abnutzungs- und Vernichtungskrieg hindeutet", sagte er. An eine schnelle Beendigung der Kämpfe glaube er nicht, da fehle "die Grundlage für Optimismus". 

Masala schloss nicht aus, dass die russische Seite trotz aller Bemühungen keinen Erfolg hat. "Aber wir sind da noch lange nicht", sagt er. Wenn es allerdings dazu kommen sollte, berge dies neue Gefahren: "Je mehr sie sich militärisch an den Rand gedrängt sehen, desto mehr wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die russische Föderation sich überlegt, diesen Krieg nochmal eskalieren zu lassen." Fast vier Wochen ist es inzwischen her, dass Russland seine Invasion der Ukraine begonnen hat. Ein Ende des Ukraine-Krieges ist bislang nicht in Sicht.

tkr