Podcast "Ukraine – die Lage" Sicherheitsexperte Mölling: Russische Strategie kostet enorm viele Menschenleben in der Ukraine

Grabkreuze liegen in einem verschneiten Wald bei Sonnenschein
"Klar ist auch, dass diese Offensive, so wie Russland sie führt, einfach enorm viele Menschen kosten wird", sagt Sicherheitsexperte Christian Mölling
© SERGEY BOBOK / AFP
Der Sicherheitsexperte Christian Mölling erwartet, dass der Angriff der russischen Streitkräfte im Osten der Ukraine zu furchtbaren Verlusten auch unter den eigenen Soldaten führen wird.

"Diese Offensive, so wie Russland sie führt, wird enorm viele Menschen kosten", sagt Christian Mölling im stern-Podcast "Ukraine – die Lage". Der Sicherheitsexperte erwartet, dass die russische Führung angesichts der vielen Toten und Verwundeten darauf angewiesen sein, weitere Soldaten zu mobilisieren. Denn der Angriff der russischen Streitkräfte im Osten der Ukraine wird zu furchtbaren Verlusten auch unter den eigenen Soldaten führen. Mölling rechnet aber nicht damit, dass das Regime dadurch in Bedrängnis gerät, da der Unterdrückungsapparat stark und die Gesellschaft zersplittert sei. Zudem habe bislang die Söldnertruppe Wagner einen großen Teil der "Drecksarbeit" erledigt und so eine Entlastung der regulären Truppen ermöglicht. Der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik ging davon aus, dass Russland die Ressourcen aufbringen könne, um den Krieg noch lange weiterzuführen.

Mölling kritisierte, dass die westliche Hilfe zu langsam bei den Ukrainern ankomme. "Was jetzt passiert, ist vor sechs Monaten geplant worden. Und wir wissen, dass die Europäer nicht so wahnsinnig viel geplant haben", sagte er. Ob die ukrainische Armee letztlich zur Verfügung haben werde, was sie brauche, sei schwer zu sagen.

Initiative von Schwarzer und Wagenknecht "böse"

Entscheiden wies der Politologe den Vorstoß von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht für ein Ende des Krieges zurück. "Letztendlich ist das nicht naiv, sondern tatsächlich böse", sagte er. "Weil die Konsequenz der Forderungen ist, dass wir die Ukraine aufgeben und die Menschen preisgeben." Und zwar ohne dadurch den Konflikt mit Russland dauerhaft zu beenden. Die Angriffe des italienischen Ex-Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi auf die Ukraine und die Bemühungen der ungarischen Regierung um Gespräche über einen raschen Frieden seien aber keine Anzeichen dafür, dass die Geschlossenheit des Westens bröckele. "Hier zeigen sich alte Männerfreundschaften", sagte Mölling über die Beziehungen der Akteure zu Putin. "Diese Art von Abhängigkeiten, die geschaffen wurden, haben lange Schatten." Das sehe man auch in Deutschland.

rw