Podcast "Ukraine – die Lage" Militärexperte Mölling hält Zerfall Russlands für möglich

Kremlchef Wladimir Putin in Russland
Kremlchef Wladimir Putin soll das Strafverfahren in Russland gegen den Söldnerchef Jewgeni Prigoschin beendet haben. Sicherheitsexperte Mölling bezweifelt jedoch, dass es damit getan ist
© Valery Sharifulin / Sputnik / AFP
Der Sicherheitsexperte Christian Mölling erwartet weitere Machtkämpfe in Russland und hält es für möglich, dass das Land in mehrere Teile zerfällt: "Was wir jetzt sehen, ist der Anfang vom Zerfall eines Apparates, der mit Gewalt zusammengehalten worden ist."

Der Sicherheitsexperte Christian Mölling erwartet weitere Machtkämpfe in Russland und hält es für möglich, dass das Land in mehrere Teile zerfällt. Im stern-Podcast "Ukraine – die Lage" sagte Mölling am Dienstag: "Ich glaube nicht, dass die Geschichte gegessen ist." Er rechnet damit, dass Präsident Wladimir Putin weiter und mit ungewissem Ausgang um seine Macht kämpfen muss. "Was wir jetzt sehen, ist der Anfang vom Zerfall eines Apparates, der mit Gewalt zusammengehalten wurde", sagte der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. "Ich kann mir gut vorstellen, dass Russland innerhalb der nächsten Monate oder Jahre zerbricht." Viele Akteure würden erkennen, dass sie um ihre Pfründe kämpfen müssten. "Die rennen da alle mit gezogenen Messern rum."

Sicherheitsexperte Mölling: Vereinbarung zwischen Putin und Prigoschin wertlos

Auch wenn jetzt alles ruhig scheine, könne es "überfallartig" eine neue Entwicklung geben. Unabhängig von der Diskussion um die Sicherheit der Atomwaffen würden Staaten wie China mit großer Sorge darauf blicken, ob die Zentralmacht erhalten bliebe oder  "sich die Frage stellt, wie ist denn die neue regionale Ordnung dieses Gebildes, das Russland vorher gewesen ist". Auch die USA und Europa müssten sich damit befassen. Regionale Machthaber wie der Tschetschene Ramsan Kadyrow könnten nach Möllings Einschätzung die alleinige Herrschaft in ihren Gebieten beanspruchen und sich von Moskau lossagen. "Das kann ziemlich chaotisch werden", erwartet der Experte. "Da gerät auf einmal ganz, ganz viel ins Rutschen." Er warnte: "Solche Form von Instabilität geht immer mit extremer Gewalt einher."

Mölling hält es für denkbar, dass Putin den Chef der Wagner-Truppen, Jewgenij Prigoschin, ermorden lässt, obwohl ihm nach dem Marsch seiner Leute auf Moskau Straffreiheit zugesagt worden war. "Wie würden wir urteilen, wenn Prigoschin aus dem Fenster seines Hotels in Minsk fällt?", fragte Mölling. Ein solches Ereignis würde sicher so inszeniert, dass jeder in der Moskauer Elite es mitbekomme. Und es stelle sich die Frage, wem dann der längere Atem zugeschrieben werde. Denkbar sei, dass der geschwächte Putin ein Exempel statuieren wolle. Die Vereinbarung Prigoschins mit Putin hält Mölling für wertlos. Denn die wichtigste Voraussetzung dafür, dass Putin sich daran gebunden fühle, sei nicht erfüllt: "Sie müssen mächtiger sein als er. Der Preis muss stimmen."

mkb

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