Sicherheitsexperte Christian Mölling erkennt keine militärische und politische Strategie hinter den vermehrten russischen Luftangriffen auf Kiew in den vergangenen Tagen. "Es kann sein, dass man gehofft hatte, dass man mehr Schaden erzielt", sagt er im stern-Podcast "Ukraine – Die Lage". Doch die ukrainische Luftabwehr sei inzwischen gut eingestellt und verhindere damit viele Einschläge.
Mölling sagt, die russische Militärführung habe sich in den letzten Monaten nicht durch brillante Pläne ausgezeichnet. Er bewertet die Angriffe daher als planlos: "Im Ergebnis nicht bedeutsam, als Versuch hilflos und vielleicht einfach nur der Tatsache geschuldet, dass neue Drohnen aus dem Iran angekommen sind und man sie verschießen musste."
Christian Mölling: "Wahrscheinlich, dass wir es nie wissen werden."
Noch rätselhafter scheinen dem Sicherheitsexperten die Drohnen-Angriffe in der Nacht auf Moskau. Es ist unklar, woher die Flugkörper kommen. "Es kann sein, dass es die Ukraine gewesen ist oder Freischärler", sagt er. "Es kann aber auch sein, dass es Moskau selbst gewesen ist." Damit könnte Russland eine Argumentation vorbereiten gegen die Ukraine. Mölling rechnet nicht damit, dass es in den nächsten Jahrzehnten Klarheit darüber gibt, wer hinter den Angriffen steckt. "Es ist wahrscheinlich, dass wir es nie wissen werden."
Wiederwahl von Erdoğan bringt für den Ukraine-Krieg vor allem Stabilität
Dass Erdoğan in der Türkei wiedergewählt wurde, habe für die Ukraine vermutlich zunächst eine stabilisierende Wirkung. "Es ist ein Spieler, dessen Interessen in der Region wir verstanden haben", sagt Mölling. Es könnte aber Veränderung geben, weil Erdogan sich nun sicherer fühlt und deshalb neu positioniert. Das könne sich allerdings sowohl dem Westen gegenüber als auch Russland gegenüber positiv auswirken.