Lange hat sich Alexander Lukaschenko dagegengestemmt, nun konnte er es nicht mehr verhindern: die Stationierung russischer Atomwaffen in seinem Land. In dieses Schicksal will der belarussische Diktator nun am liebsten auch andere hineinziehen. Getreu dem Motto: Geteiltes Leid ist halbes Leid. In der Propagandasendung "Moskau. Kreml. Putin" im russischen Staats-TV forderte Lukaschenko Kasachstan auf, dem Unionsstaat zwischen Russland und Belarus beizutreten – dann gäbe es Atomwaffen "für alle", so der Diktator.
Doch da hat Lukaschenko die Rechnung ohne den Präsidenten des zentralasiatischen Landes, Kassym-Schomart Tokajew, gemacht. Dieser reagierte auf den Vorschlag von Lukaschenko mit unverhohlenem Spott.
Abfuhr für Alexander Lukaschenko
"Vor einigen Tagen hat der belarussische Präsident Lukaschenko Kasachstan vorgeschlagen, dem Unionsstaat beizutreten. Ich habe seinen Witz angebracht gewürdigt", erklärte Tokajew mit einem Schmunzeln im Gesicht im Kreis von ebenso grinsenden Männern.
"Ich denke, dass dafür keine Notwendigkeit besteht, da es andere Integrationsverbände gibt, allen voran die Eurasische Wirtschaftsunion", gab Tokajew Lukaschenko eine klare Abfuhr. Und er wurde noch deutlicher: "Was Atomwaffen betrifft, so brauchen wir sie nicht. Da wir dem Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen und dem Vertrag über das Verbot von Kernwaffentests beigetreten sind. Wir bleiben unseren Verpflichtungen gemäß diesen internationalen Vereinbarungen treu", sagte Tokajew und erlaubte sich damit nicht nur eine Spitze gegen den belarussichen Diktator, sondern auch gegen den Diktator im Kreml, der sich an keine internationalen Vereinbarungen hält.
Tokajew hatte bereits vor Lukaschenkos Auftritt in der Propagandasendung "Moskau. Kreml. Putin" bei einem regionalen Gipfeltreffen mit Blick auf die Nähe zwischen Belarus und Russland von einem "Problem" gesprochen. "Die Formel 'zwei Länder - ein Staat' (zwischen Russland und Belarus) schafft einen einzigartigen Präzedenzfall mit einem einzigen politischen, rechtlichen, militärischen, wirtschaftlichen, monetären, kulturellen und humanitären Raum", so Tokajew. "Sogar Atomwaffen werden nunmehr geteilt", ergänzte der kasachische Präsident.
Lukaschenko hatte am vergangenen Donnerstag bekannt gegeben, dass die Verlegung russischer Atomwaffen nach Belarus inzwischen begonnen habe.
Tokajew bietet Putin die Stirn
Wladimir Putin zählt Kasachstan gern zu seinen engsten Verbündeten. Wo die Grenzen dieser Freundschaft verlaufen, zeigt aber der kasachische Machthaber immer wieder auf.
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Kasachstan ist ein wirtschaftliches Schwergewicht in Zentralasien. Mit Russland verbinden das Land verschiedene militärische und wirtschaftliche Allianzen. Das rohstoffreiche Land ist aber auch für China, den Westen und die Türkei interessant. Der Westen wirft der kasachischen Führung allerdings vor, Moskau bei der Umgehung der wegen des Ukraine-Krieges verhängten Sanktionen zu helfen.