Die Proteste gegen das autoritäre Regime in Kasachstan dauern an. Am Mittwoch stürmten Demonstranten in mehreren Städten Regierungsgebäude. Landesweit gingen tausende Menschen auf die Straße. In der Wirtschaftsmetropole Almaty im Südosten des Landes fielen die Proteste besonders gewaltsam aus. Die Stadtverwaltung wurde besetzt, die Residenz des verhassten ehemaligen Präsidenten Nursultan Nasarbajew, der aber de facto immer noch die Macht in seinen Händen hält, niedergebrannt.
Am Abend besetzten die Demonstranten den Flughafen der ehemaligen Hauptstadt. Wie der Pressedienst mitteilte, sei der Flughafen zuvor evakuiert worden. Nach Informationen der unabhängigen Nachrichtenseite "Mediazona" haben die Demonstranten damit begonnen, Barrikaden im Zentrum von Almaty zu errichten.
Der amtierende Präsident des Landes Kasym-Zhomart Tokajew erklärte zuvor in einer Ansprache: "Die Situation bedroht die Sicherheit aller Bürger von Almaty. Das kann nicht toleriert werden." Die Sicherheitskräfte würden "so hart wie möglich" vorgehen. Er kündigte zudem Reformen an und erklärte, er löse den heimlichen Langzeitherrscher Nasarbajew als Chef des Sicherheitsrats ab.
Eine Geste, die die Demonstranten beruhigen sollte. Doch Tokajew dient seit Jahrzehnten treu dem Diktator Nasarbajew. "Tokajew spielt nur den Präsidenten des Landes", erklärte Muchtar Abljasow, der Vorsitzende der oppositionellen Bewegung "Demokratische Wahl Kasachstans", im Interview mit dem unabhängigen russischen Sender Dozhd. "Wenn Nasarbajew jetzt den Posten des Sicherheits-Chefs an ihn abgibt, bedeutet das rein gar nichts. Er wird weiter herrschen. Alle Leute die gerade an der Regierung sind, sind seine Leute. Nasarbajew hält die Macht fest in seinen Händen." Die angekündigten Maßnahem seien reine Dekoration, so Abljasow.
Nasarbajew herrscht seit mehr als 30 Jahren über Kasachstan
Die Demonstranten lassen sich von den Ankündigenden nicht beruhigen. Ihre Wut richtet sich gegen Nasarbajew, der seit über 30 Jahren über Kasachstan herrscht. Auf Videoaufnahmen aus der Stadt Taldyqorghan ist zu sehen, wie die Demonstranten eine Statue des Diktators von ihrem Sockel reißen.
In der Stadt Atyrau im Westen des Landes wurde unterdessen das erste Todesopfer unter den Demonstranten gemeldet. Ein weiterer sei am Kopf verletzt worden, meldete die kasachische Publikation "Orda" via Telegram.