Blutige Proteste Kasachstan: Präsident erteilt Schießbefehl, russische Truppen übernehmen Kontrolle über Flughafen

Militärfahrzeuge russischer Friedenstruppen auf einem Flugplatz außerhalb Moskaus warten auf den Transport nach Kasachstan 
Militärfahrzeuge russischer Friedenstruppen auf einem Flugplatz außerhalb Moskaus warten auf den Transport nach Kasachstan 
© Russian Defense Ministry Press S / DPA
Die Proteste in Kasachstan fordern zunehmend Todesopfer. Der Präsident des Landes hat nun den Befehl erteilt, "ohne Vorwarnung" Feuer auf Demonstranten zu eröffnen. 

Der Präsident der autoritär geführten Republik Kasachstan, Kassym-Jomart Tokajew, hat einen Schießbefehl gegen Demonstranten erteilt. "Ich habe den Sicherheitskräften und der Armee den Befehl gegeben, ohne Vorwarnung das Feuer zu eröffnen", sagte Tokajew am Freitag in einer Fernsehansprache. 

In Kasachstan gehen die Proteste gegen das diktatorische Regime trotz des harten Vorgehens der Behörden gegen die Teilnehmer weiter. In der Wirtschaftsmetropole Almaty ist es in der Nacht erneut zu Schusswechseln gekommen. Auf Videoaufnahmen ist der Lärm von Gefechten zu hören. Augenzeugen berichten, Sicherheitskräfte hätten Feuer auf die Demonstranten eröffnet. 

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Einige Demonstranten sollen sich bei den Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften im fünfstöckigen Gebäude des Fernsehsenders Mir am Platz der Republik verbarrikadiert haben, berichtet das staatliche Fernsehen Khabar 24 unter Berufung auf die Kommandantur von Almaty. Am Vormittag ist dort ein Feuer ausgebrochen. Filmmaterial zeigt, wie Flammen aus den Fenstern des Gebäudes schlagen.

In der Nähe der Residenz des Präsidenten soll es am Freitagmorgen erneut zu Gefechten kommen, meldet die russische Nachrichtenseite RBK. Laut der Nachrichtenagentur RIA Novosti fordern die Militärs, die Demonstranten auf, den zentralen Platz der Republik zu verlassen, bevor dort eine "Säuberungsaktion" beginnen wird. 

Das kasachische Innenministerium teilte am frühen Morgen neue Opferzahlen mit. 26 Demonstranten sollen bei den Protesten getötet worden sein. Zudem habe es mehr als 3000 Festnahmen gegeben, berichtete der Staatssender Khabar 24 am Freitagmorgen unter Berufung auf das Ministerium. Die Behörde sprach demnach von "bewaffneten Verbrechern". Weitere 18 von ihnen seien verletzt worden.

Proteste auch in anderen Städten Kasachstans 

Auch in anderen Städten Kasachstans gehen die Proteste weiter. In der Stadt Aktau im Westen des Landes sollen die Demonstranten die Straße zum Flughafen blockiert haben, berichtet RIA-Novosti unter Berufung auf das lokale Fernsehen. In der Stadt Zhanaozen sollen sich am Abend rund 3.000 Menschen zu einer friedlichen Kundgebung versammelt haben.

In der Stadt Taldykorgan im Südosten Kasachstans wurde in der Nacht während der Ausschreitungen das Verwaltungsgebäude gestürmt und zerstört, berichtet der Telegram-Sender Vlast unter Berufung auf Augenzeugen. 

Truppen aus Russland in Kasachstan eingetroffen 

Am Donnerstag sind erste Einheiten einer von Russland angeführten sogenannten Friedenstruppe in Kasachstan eingetroffen. Der kasachische Staatschef Kassym-Schomart Tokajew hatte zuvor von einer "terroristischen Bedrohung" besprochen und militärische Hilfe bei dem von Russland angeführten Militärbündnis Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) angefordert.

Russische Truppen unterwegs zum Flugplatz Tschkalowski, bevor sie nach Kasachstan transportiert werden 
Russische Truppen unterwegs zum Flugplatz Tschkalowski, bevor sie nach Kasachstan transportiert werden 
© Picture Alliance

Bilder, die von russischem Innenministerium veröffentlicht worden sind, zeigen zahlreiche Militärfahrzeuge, die nach Kasachstan verlegt werden. Russische Fallschirmjäger übernahmen am Freitagvormittag zusammen mit kasachischen Strafverfolgungsbehörden die Kontrolle über den Flughafen in Almaty, wie ein Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums mitgeteilte.

Auslöser der Unruhen in der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik war Unmut über gestiegene Treibstoffpreise an den Tankstellen. Sie schlugen aber schnell in teils gewaltsame Proteste gegen die Regierung um.