Der Sicherheitsexperte Christian Mölling erwartet keine schnelle Einigung im US-Kongress über die weitere Unterstützung der Ukraine und rechnet mit einer Unterbrechung der amerikanischen Lieferungen. Mölling sagte am Freitag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage": "Nach jetzigem Stand sieht es so aus, als ob dieses Jahr keine Hilfszusagen mehr kommen." Die Frage sei nun, ob die US-Regierung Möglichkeiten finde, ohne das Parlament Gelder aufzutreiben. Wenn dies nicht gelinge, laufe man "in eine Lücke in der Finanzierung der Unterstützung", sagte der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.
Unklar sei, wie lange die Ukraine auch ohne neue Hilfen aus den USA ihre Kriegsanstrengungen aufrecht erhalten könne. Aber bereits jetzt schade die Entwicklung der Ukraine massiv. "Das ist schon eine ziemlich dramatische Situation", sagte Mölling angesichts des erbitterten Streits zwischen Republikanern und Demokraten im US-Kongress über die Lieferungen.
Mölling: EU kann Lücke bei Ukraine-Hilfen nicht füllen
Der Experte sah auch keine Chance, dass die Europäer den Ausfall amerikanischer Hilfen kompensieren. Innerhalb Europas gebe es ein "Ost-West-Gefälle mit Blick auf die Unterstützungsbereitschaft" – sie sei im Osten groß und nehme nach Westen hin ab. Die großen und leistungsfähigen Volkswirtschaften in der EU befänden sich aber im Westen. Hinzu komme, dass Ungarns Ministerpräsident Victor Orban gemeinsame Entscheidungen behindere. "Wir werden sehen, dass die Europäische Union nicht mehr liefern wird, weil sie erstmal blockiert wird", sagte Mölling. "Wir sind da an einem ziemlich schwierigen Punkt."
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Nach Möllings Einschätzung wirkt sich das Verhalten der westlichen Saaten im Ukraine-Konflikt auch auf deren Attraktivität für potenzielle Partner aus. Er sagte: "Die Zusagen gehen zurück. Wenn das so bleibt, dann ist natürlich die Verlässlichkeit und auch die Leistungsfähigkeit gegenüber Partnern außerhalb Europas erheblich in Frage gestellt."
Russland präsentiere sich dagegen als mögliche Alternative – wie zuletzt beim Besuch von Präsident Wladimir Putin in Saudi-Arabien. Damit gebe Putin den Saudis die Möglichkeit, etwa gegenüber den USA deutlich zu machen: "Wir können auch anders." Wenn Russland mit dieser Politik nicht nur in Einzelfällen Erfolg habe, "dann gerät unser Erfolgsmodell immer weiter unter Druck."