Mit einem 28 Punkte umfassenden Friedensplan wollen die USA den seit mehr als dreieinhalb Jahren andauernden russischen Angriffskrieg in der Ukraine beenden. Er verlangt von der Ukraine schmerzhafte Zugeständnisse wie die Abtretung großer Gebiete in der Ostukraine an Russland, eine Begrenzung der Truppenstärke und den Verzicht auf einen Nato-Beitritt.
Ukraine-Verhandlungen: USA und Europa noch uneinig
US-Präsident Donald Trump will, dass die Ukraine den Plan im Wesentlichen akzeptiert. Nach Aussagen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj droht seinem Land bei einem Nein, die USA als Schlüsselpartner zu verlieren.
Deutschland und andere führende Unterstützer der Ukraine haben auf den Vorstoß der USA mit einem Gegenvorschlag geantwortet.
Die aktuellen Entwicklungen zu den Ukraine-Verhandlungen lesen Sie hier im stern-Blog:

- Ende vergangener Woche hat US-Präsident Donald Trump den Druck auf die Ukraine erhöht und ein Ultimatum gesetzt: Bis Donnerstag, so seine Ansage, solle die Ukraine einem Friedensplan zustimmen
- Dieser Friedensplan umfasste 28 Punkte, darunter auch Gebietsabtretungen der Ukraine an Russland – den Inhalt lesen Sie hier
- Seit dem Wochenende kamen Delegationen der Ukraine, Europas und der USA in Genf zusammen, um über diese Punkte zu sprechen
- Europäische Partner, darunter Deutschland, reagierten zunächst zurückhaltend auf den trumpschen Vorstoß, der sich, so sagen es Kritiker, wie eine "russische Wunschliste" lese
- Die USA legten daraufhin am Sonntag einen neuen Entwurf vor, der, so Kiew, "viel mehr Prioritäten" der Ukraine enthalte
- Im Verlauf der Gespräch weichte der US-Außenminister Rubio seine Frist für die Ukraine auf: War zunächst von einer Zustimmung bis Donnerstag (27.11.) die Rede, sagte er jetzt: "Ob Donnerstag, Freitag, Mittwoch oder Montag kommende Woche" sei angesichts des Sterbens in der Ukraine nachrangig. "Wir wollen, dass es bald passiert."
- Die Europäer legten schließlich ihren eigenen Gegenentwurf vor – die Punkte im Wortlaut lesen Sie hier
- Russland hingegen mauert. Erst hieß es, man habe "noch nichts offiziell erhalten" von den Gesprächen in Genf, dann bezeichnet der Kreml den europäischen Gegenvorschlag als "völlig unkonstruktiv"
- Deutschland beharrt weiterhin darauf, die Souveränität der Ukraine im Blick zu behalten bei den Verhandlungen. Deutschlands Außenminister Wadephul bezeichnete Europa als "Anwalt der Ukraine" bei den Verhandlungen. Bundeskanzler Merz gesteht, dass die Verhandlung ein "mühsamer Prozess" sei, aber auch: Russland müsse an den Verhandlungstisch.

Russland lehnt europäischen Gegenentwurf für Ukraine-Plan ab
Der Plan sei "völlig unkonstruktiv" und funktioniere für Moskau nicht, sagt der außenpolitische Berater Juri Uschakow. Dagegen bezeichnet die russische Regierung den ursprünglichen US-Vorschlag als mögliche Grundlage für eine Lösung des Konflikts. Viele Bestimmungen dieses Plans seien "durchaus akzeptabel", sagt Uschakow.
Der europäische Plan ändert einem Entwurf zufolge entscheidende Punkte zu den Themen Nato und territoriale Integrität.
„Es darf keinen Diktatfrieden geben“SPD-Fraktionschef Matthias Miersch
Man werde darüber auf dem EU-Gipfel im Dezember entscheiden. Auch Kanzler Friedrich Merz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatten darauf gepocht, dass am 18. Dezember die Nutzung des Gelds für 140 Milliarden Euro Militärhilfe für die Ukraine beschlossen wird.
Es sei wichtig, dass jeder Schritt, den man gemeinsam gehe, sorgfältig abgewogen und alle Entscheidungen einen dauerhaften Frieden gewährleisten und Sicherheit garantieren, schrieb er bei Telegram. Die Ukraine arbeite "maximal konstruktiv".

Ein effizientes und koordiniertes europäisches Engagement sowie eine starke europäische Präsenz in Genf hätten es ermöglicht, gute Fortschritte zu erzielen, sagte sie nach Gesprächen mit europäischen Staats- und Regierungschefs am Rande eines EU-Afrika-Gipfels in Angola. Man müsse geeint bleiben und weiterhin das Wohl der Ukraine in den Mittelpunkt stellen.
"Es geht um die Sicherheit unseres gesamten Kontinents, jetzt und in Zukunft", betonte von der Leyen. Zentraler Punkt für die Verhandlungen sei, dass die territoriale Unversehrtheit und die Souveränität der Ukraine respektiert werden müssten. Nur die Ukraine könne Entscheidungen über ihre Streitkräfte treffen.

So ordnet Politologe Christian Mölling die Situation im stern-Podcast ein:

Merz: Rechne nicht mit Ukraine-Durchbruch diese Woche
Ukrainische Interessen seien auch europäische Interessen, "und die wollen wir gemeinsam dauerhaft wahren", sagte Merz am Montag nach einem informellen Rat der EU-Staats- und Regierungschefs in Angola, bei dem über die Ergebnisse der Ukraine-Gespräche in Genf vom Vortag beraten wurde.
Zu den gemeinsamen Interessen gehöre, "dass die Ukraine nicht zu einseitigen territorialen Konzessionen gezwungen werden darf".
Der Kanzler rechnet aber nicht mit einem Durchbruch bei den Verhandlungen über einen Frieden in der Ukraine noch diese Woche. "Das ist ein mühsamer Prozess. Der wird in dieser Woche allenfalls kleinere Schritte vorangehen", sagte der CDU-Politiker.

Bei den Friedensvorschlägen gebe es noch viel zu tun. Auch die Arbeit an einem Reparationsdarlehen für die Regierung in Kiew gehe weiter und werde immer dringlicher.

Friedensnobelpreisträgerin: Sicht der Opfer fehlt bei Ukraine-Gesprächen
„"Russische Besatzung ist nicht nur, dass eine Staatsflagge die andere ablöst. Russische Besatzung bedeutet Verschleppungen, Folter, Vergewaltigung, Verleugnung der eigenen Identität, Zwangsadoption der eigenen Kinder, Filtrationslager und Massengräber."“Oleksandra Matwijtschuk
Für einen dauerhaften Frieden dürfe es auch keine Einschränkungen für das ukrainische Militär geben, die zu weiterer russischer Aggression einladen würden, sagt sie.
"Wir haben noch nichts offiziell erhalten", sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bei seiner täglichen Pressekonferenz. Er wisse, dass "Änderungen" an dem Plan vorgenommen worden seien, den die USA vorgelegt hatten. Moskau hatte die ursprüngliche Version des Plans begrüßt.
„Wir haben noch nichts offiziell erhalten“Kreml-Sprecher Dmitri Peskow
Jeder europäische Politiker habe die Pflicht, diesen Plan vollständig und bedingungslos zu unterstützen, schreibt Szijjarto auf der Online-Plattform X.
Europäische Staaten hatten unterdessen am Sonntag eine modifizierte Version des US-Friedensplans vorgelegt, der auf einige Hauptforderungen Russlands eingegangen war.
"Das wird zu verstärken und zu beschleunigen sein." Die Bundeswehr-Brigade in Litauen soll insgesamt 5000 Soldatinnen und Soldaten umfassen und bis 2027 voll einsatzbereit sein.
"Wir sind in der gesamten Region engagiert wie kaum ein anderer Alliierter innerhalb der Nato oder der Europäischen Union", betont Wadephul. "Für uns ist der gesamte baltische Raum ein zentraler Raum, auf den sich die Bundeswehr konzentrieren wird. Und ich denke, das ist schon auch eine hinreichende und weitreichende Unterstützung der Ukraine."
„Wir sind in der gesamten Region engagiert wie kaum ein anderer Alliierter innerhalb der Nato oder der Europäischen Union“Bundesaußenminister Johann Wadephul