Untersuchungsausschuss Rice kämpft rigoros für Bushs Ruf

Bei der Vernehmung im Untersuchungsausschuss zum 11. September fand Condoleezza Rice immer wieder Gelegenheit, George W. Bush Weitsicht und Führungsstärke zu bescheinigen.

Wenn Condoleezza Rice die Stirn in Falten legt, dann um zu unterstreichen, wie ernsthaft die Regierung sich von Anfang an mit der Terrorbedrohung auseinander gesetzt hat. Ansonsten lächelt die nationale Sicherheitsberaterin bei ihrer Aussage vor dem Ausschuss zur Untersuchung der Terroranschläge vom 11. September 2001 meist selbstbewusst. Vorwürfe, es hätte mehr getan werden können, um die Anschläge zu verhindern, weist sie vehement zurück und findet immer wieder - ungefragt - Gelegenheit, ihrem Boss, Präsident George W. Bush, Weitsicht und Führungsstärke zu bescheinigen.

Ihr Auftritt vor dem Ausschuss war für die Wahlkampfstrategie der Republikaner von größter Bedeutung. In ihren Händen lag es, aufgekommene Zweifel an der Weitsicht von Präsident George W. Bush im Hinblick auf die Terrorbedrohung auszuräumen. Bush empfiehlt sich den Wählern nämlich als entschlossene Führungspersönlichkeit, die das Land in schweren Zeiten sicher steuert. Der ehemalige Terrorberater im Weißen Haus, Richard Clarke, hatte diesen Pfeiler der Wahlkampfstrategie mit dem Vorwurf, die Regierung habe die Terrorbedrohung lange weitgehend ignoriert, ins Wanken gebracht.

Auch Bush sah zu

Präsident George W. Bush verfolgte Rice' Aussage vor dem Fernseher in Crawford. Er war schon früh in den Osterurlaub auf seine Ranch in Texas gefahren. Ob er mit ihrem Auftritt zufrieden war, kolportierte das Weiße Haus nicht.

Kritische Fragen von der Opposition

Dass dieser Ausschuss in Zeiten eines hitzigen Wahlkampfs stattfindet, war bei der Befragung überdeutlich. Die demokratischen Mitglieder der Kommission ließen die Gelegenheit nicht aus, Rice mit kritischen Fragen zu konfrontieren. Die Sicherheitsberaterin ließ sich nicht einschüchtern. Dem ehemaligen Watergate- Untersuchungsrichter Richard Ben-Veniste, der immer, wenn er glaubte, gegen Rice gepunktet zu haben, zur nächsten Frage übergehen wollte, fiel Rice mehrfach ins Wort, um ihre Sicht der Dinge auszuführen.

Verbaler Schlagabtausch

Auch dem demokratischen Ex-Senator Bob Kerrey gelang es in einem verbalen Schlagabtausch nicht, Rice das Wort zu entziehen. "Das stimmt doch einfach nicht" polterte er, als Rice sagte, sie habe von der Vorgängerregierung keinen Aktionsplan gegen El Kaida erhalten. In der Hitze des Gefechts sprach Kerrey Rice mehrfach als "Dr. Clarke" an. "Ich glaube nicht, dass ich Ähnlichkeit mit Richard Clarke habe", meinte Rice schließlich.

Große Neuheiten brachte die Befragung nicht zu Tage. Damit hatten Beobachter auch nicht gerechnet. Rice hatte dem Ausschuss bereits Anfang des Jahres vier Stunden lang Rede und Antwort gestanden. Dieser Auftritt hatte vielmehr politische Motive. Die Demokraten wollten eine öffentliche Gelegenheit, Rice direkt zu konfrontieren. Die Republikaner wollten demonstrieren, dass der unabhängige Ausschuss auch vor kritischen Fragen an die eigene Regierung nicht zurückschreckt.

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Christiane Oelrich, DPA