11. September Bush weist Kritik an unzureichender Reaktion zurück

Ein Regierungsdokument, das bereits im August 2001 vor El-Kaida-Anschlägen in den USA warnte, setzt das Weiße Haus unter Druck.

Ein Regierungsdokument, das bereits im August 2001 vor El-Kaida-Anschlägen in den USA warnte, setzt das Weiße Haus unter Druck. Nach der Veröffentlichung des Schreibens am Wochenende wies US-Präsident George W. Bush umgehend Kritik an einer unzureichender Reaktion zurück: Das Dokument habe "nichts über einen Angriff auf Amerika" enthalten, sondern lediglich über mögliche Terrorpläne informiert, sagte Bush am Sonntag. Hätte es spezifische Informationen über Anschläge gegeben, "hätte ich Berge versetzt".

Er sei beruhigt gewesen, dass die Geheimdienste den Warnungen nachgingen, erklärte Bush. In dem Dokument vom 6. August 2001, das das Weiße Haus am Samstagabend veröffentlichte, heißt es: "Berichte von ausländischen Regierungen und Medien deuten darauf hin, dass (Osama) Bin Laden seit 1997 Terroranschläge in den USA verüben will." El Kaida verfüge in den Vereinigten Staaten über ein Netzwerk von Anhängern, das "bei Anschlägen helfen könnte".

Warnungen bezogen sich auf ausländische US-Einrichtungen

Die aktuellste Geheimdienstinformation in dem Papier bezieht sich auf eine Terrorwarnung, die im Mai 2001 bei der US-Botschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten einging. Ein Anrufer habe erklärt, dass ein Anhänger von El-Kaida-Chef Osama bin Laden "in den USA sei und Sprengstoffanschläge plane". Die Bundespolizei FBI habe verdächtige Aktivitäten beobachtet, die "zu Vorbereitungen für Flugzeugentführungen oder anderen Arten von Anschlägen passen". Einige El-Kaida-Mitglieder lebten schon seit Jahren in den USA.

Noch am Donnerstag hatte Bushs Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice vor einer Untersuchungskommission ausgesagt, die vor den Anschlägen auf das World Trade Center bekannt gewordenen Warnungen hätten sich überwiegend auf US-Einrichtungen im Ausland bezogen. Auf konkrete Fragen zu diesem Dokument erklärte Rice am Donnerstag, es handele sich um eine Zusammenstellung von Anschlagsplänen, die im August 2001 bereits bekannt waren. Neue Informationen über eine akute Bedrohung seien darin nicht enthalten gewesen.

Geteilte Reaktionen in Washington

Das demokratische Kommissionsmitglied Bob Kerrey erklärte nach der Veröffentlichung, Bush hätte gewarnt sein müssen und mehr Informationen von den Geheimdiensten über mögliche Flugzeugentführungen anfordern sollen. Sein Kollege Richard Ben-Veniste sagte, die Informationen ließen Zweifel an der Aussage von Sicherheitsberaterin Rice aufkommen, bei dem Memo handele es sich lediglich um ein "historisches Dokument". Die politische Führung hätte "die Köpfe zusammenstecken" und weitere Informationen einholen müssen. Der Demokrat Bill Nelson erklärte, das Dokument hätte die Dringlichkeit der Lage bewusst machen müssen.

Die Republikaner James Thompson und Slade Gorton nahmen hingegen die Regierung in Schutz. Thompson erklärte, nach dem Memo habe Bush nicht handeln müssen. Es habe keine spezifischen Informationen über unmittelbar bevorstehende Anschläge mit Flugzeugen gegeben.

Der frühere FBI-Direktor unter Präsident Bill Clinton, Louis Freeh, der am Dienstag vor der Kommission aussagen soll, ist nach Berichten des "Wall Street Journal" (Montagausgabe) der Ansicht, dass erst mit dem 11. September 2001 der politische Wille zum umfassenden Anti-Terror-Krieg geweckt wurde. Vor den Anschlägen hätten andere "Regeln" geherrscht.

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