Uran-Anreicherung Iran wirft die Zentrifugen an

Im Atomstreit mit dem Westen will Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad seinen Worten rasch Taten folgen lassen. Bereits am Dienstag will das Land damit beginnen, Uran auf 20 Prozent anzureichern. Die Zeit für "Spielchen" sei vorbei.

Der Iran will an diesem Montag die Internationale Atombehörde in Wien (IAEA) über den Beginn der umstrittenen Urananreicherung auf 20 Prozent informieren. Wie die iranische Nachrichtenagentur Irna berichtete, soll die Anreicherung bereits am Dienstag in Natans in Anwesenheit von Inspektoren der Atombehörde beginnen.

Der Chef der iranischen Atomenergiebehörde, Ali Akbar Salehi, machte geltend, dass Teheran gezwungen sei, die Anreicherung selbst vorzunehmen, da es kein anderes Abkommen gegeben habe. "Wann immer eine Übereinkunft getroffen wird und sobald wir den Brennstoff aus dem Ausland erhalten, werden wir den Anreicherungsprozess (auf 20 Prozent) stoppen", sagte Salehi. Der Iran sei "weiter zu einem Abkommen über einen Austausch bereit".

Guttenberg spricht von "Schauspiel"

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte die nationale Atomenergiebehörde seines Landes am Sonntag angewiesen, mit der Herstellung von hochangereichertem Uran zu beginnen. Sein Land werde für die Nutzung in einem Forschungsreaktor bei Teheran mit der Anreicherung auf einen Grad von 20 Prozent starten, wenn der Westen nicht aufhöre, mit dem Iran "Spielchen zu spielen", sagte der Präsident. Die neue Drohung des Präsidenten kam einen Tag, nachdem der Atomstreit im Mittelpunkt der Internationalen Sicherheitskonferenz in München gestanden hatte.

Dort hatte Irans Außenminister Manuchehr Mottaki mit seinem Auftritt für weitere Verwirrung und teils deutliche Ablehnung gesorgt. Er hatte den Verzicht auf die Produktion von hochangereichertem Uran an so viele Bedingungen geknüpft, dass vielen im Publikum Zweifel kamen, ob das Angebot überhaupt erfüllbar wäre.

Westliche Politiker hatten sich daher in München enttäuscht über die Ergebnisse geäußert. Bundesaußenminister Guido Westerwelle sagte: "Unsere Hand bleibt ausgestreckt, aber bisher greift sie ins Leere." Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sprach von "Schauspiel" und "rhetorischen Finessen" Mottakis.

USA und EU drohen mit Sanktionen

Die Weltgemeinschaft will, dass der Anreicherungsprozess nicht im Iran, sondern unter internationaler Kontrolle in Russland und Frankreich erfolgt. Im Grunde ist der Iran damit einverstanden, stellt aber unter anderem Bedingungen hinsichtlich des Übergabeortes, des Zeitraums für Rücklieferungen und der Menge. Für den Fall des Scheiterns drohen die USA und die EU ihrerseits mit verschärften Sanktionen gegen den Iran.

Das islamische Land reichert Uran bisher nur auf einen Grad von 3,5 Prozent des spaltbaren Isotops U 235 an. Ahmadinedschad hatte sich vor wenigen Tagen noch erklärt, sein Land sei bereit, das schwach angereicherte Material im Ausland auf den Grad von 20 Prozent bringen zu lassen, um es dann in dem medizinischen Forschungsreaktor bei Teheran einsetzen zu können. Den Kompromiss hatte die IAEA im vergangenen Oktober ausgearbeitet.

Der Westen verdächtigt den Iran, die Uranreicherung für militärische Zwecke nutzen zu wollen. Für die Produktion einer Atomwaffe muss Uran jedoch nicht nur auf 20 Prozent, sondern mindestens auf 85 Prozent U 235 angereichert werden.

DPA
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