Vor Großoffensive in Helmand Zivilisten fliehen aus Taliban-Hochburg

Angesichts der bevorstehenden Militäroffensive in der südafghanischen Provinz Helmand fliehen Hunderte Zivilisten aus der dortigen Taliban-Hochburg Mardschah.

Der Sprecher der Provinzregierung, Daoud Ahmadi, sagte, bislang seien rund 90 Familien, etwa 500 Menschen, aus dem Distrikt Mardschah in die Provinzhauptstadt Laschkar Gah gekommen. Weitere 200 Familien aus anderen Distrikten hätten in Laschkar Gah Zuflucht gesucht. Man habe Nahrungsmittel und Unterkunft für bis zu 15.000 Flüchtlinge vorbereitet. Taliban-Sprecher Kari Jussif Ahmadi sagte, die Aufständischen würden Mardschah verteidigen und hätten rund um die gleichnamige Distrikthauptstadt Sprengsätze platziert.

Nach ISAF-Angaben bereiten sich 15.000 afghanische und ausländische Sicherheitskräfte auf die Offensive in Helmand vor. Die internationalen Truppen kommen aus den USA, Großbritannien, Kanada, Frankreich und Estland. Um zivile Opfer zu vermeiden, hat die ISAF Flugblätter über Mardschah abgeworfen und die Bevölkerung vor der bevorstehenden Operation "Muschtarak" ("Gemeinsam") gewarnt. Die afghanischen Sicherheitskräfte sollen die Führung bei der Großoffensive übernehmen, die nach Militärangaben "bald" beginnen soll.

Ein Einwohner von Mardschah, der nicht namentlich genannt werden wollte und am vergangenen Freitag mit seiner Familie zu Fuß aus dem Distrikt geflohen war, sagte, die Taliban horteten Waffen in Mardschah. Die Aufständischen bereiteten sich auf die Kämpfe vor. Sie hätten in Moscheen verkündet, dass es genug Waffen für die Bewohner von Mardschah gebe, um ihren Distrikt zu verteidigen. Ein Mann aus Mardschah namens Abdul Wali, der ebenfalls in die Provinzhauptstadt geflohen ist, sagte: "Tausende Menschen sind schon gekommen, und Tausende weitere sind auf dem Weg von Mardschah nach Laschkar Gah."

Der Distrikt Mardscha mit seinen mehr als 80.000 Bewohnern ist vollständig unter der Kontrolle der radikal-islamischen Taliban. Mardscha ist zugleich das wichtigste Zentrum für den Handel mit Rohopium, aus dem Heroin gewonnen wird. Die Taliban finanzieren sich unter anderem aus dem Drogenhandel.

DPA
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