Der frühere Guerilla-Kämpfer José Mujica hat die erste Runde der Präsidentenwahl in Uruguay klar gewonnen, muss aber Ende November in eine Stichwahl gegen seinen Rivalen Luis Alberto Lacalle. Der 74-Jährige kam auf 47 bis 49 Prozent, wie Hochrechnungen vom Sonntag (Ortszeit) ergaben. Damit hätte das Mitglied der früheren Stadtguerilla Tupamaros die für einen Sieg im ersten Wahlgang erforderliche absolute Mehrheit knapp verfehlt.
In einer ersten Reaktion sagte Mujica, er gehe "sehr optimistisch" in die Stichwahl. Im Vergleich zu den anderen Parteien habe seine Partei einen "politischen Sieg" errungen und fast die absolute Mehrheit erzielt, erklärte der Kandidat des linksgerichteten Bündnisses Breite Front in Montevideo.
Ex-Präsident Lacalle von der neoliberalen Nationalpartei kam laut der Prognosen auf 18 bis 31 Prozent der Stimmen. Überraschend gut schnitt der rechtsgerichtete Pedro Bordaberry ab. Der Sohn des Ex-Juntachefs Juan María Bordaberry kann mit 17 bis 18 Prozent der Stimmen rechnen. Vor der Wahl hatten ihn Umfragen drei bis vier Prozentpunkte weniger vorausgesagt.
In der Stichwahl könnten Bordaberrys Anhänger Mujica gefährlich werden. "Ich persönlich werde im zweiten Durchgang für Doktor Lacalle stimmen", sagte Bordaberry am Sonntag. Seine Partei will seinen Angaben zufolge am Mittwoch entscheiden, ob sie eine offizielle Wahlempfehlung für Lacalle abgibt.
Im Falle eines Wahlsiegs dürfte Mujica die moderate, reformorientierte Politik seines Vorgängers fortsetzen. Amtsinhaber Tabaré Vázquez, ein gemäßigter Sozialist, durfte gemäß der Verfassung nicht mehr kandidieren. Offizielle Wahlergebnisse wurden im Laufe des Montags erwartet.
Die etwa 2,5 Millionen Wahlberechtigten mussten bei der Wahl auch über die Zusammensetzung des neuen Parlaments entscheiden. Außerdem gab es zwei Volksentscheide: In einem Referendum ging es um die Abschaffung eines Amnestiegesetzes für Verbrechen der Militärjunta, die von 1973 bis 1985 an der Macht war. Im zweiten Referendum wurde darüber abgestimmt, ob die im Ausland lebenden Uruguayer künftig per Briefwahl votieren dürfen. Für beide Vorhaben kam den Hochrechnungen zufolge nicht die erforderliche Mehrheit zustande.