Wahlumfrage Italien "Berlusconi ist entlassen"

In Italien bahnt sich ein Machtwechsel an: Umfragen zufolge hat Berlusconi die Mehrheit an seinen Kontrahenten Romano Prodi verloren. Auf Prodi wartet indes kein leichter Job: Italien ist das wirtschaftliche Schlusslicht der EU.

Das Mitte-Links-Bündnis von Romano Prodi kann Prognosen zufolge mit 50 bis 54 Prozent der Stimmen rechnen, das Mitte-Rechts-Lager Berlusconis lediglich mit 45 bis 49 Prozent. Das berichtete das staatliche Fernsehen nach Schließung der Wahllokale am Montag. Das Prodi-Lager verfüge in beiden Parlamentskammern über eine Mehrheit.

Ein Experte im staatlichen Fernsehen kommentierte: "Die Regierung Berlusconi ist entlassen worden." Ein Mitglied der Linksunion meinte: "Italien hat entschieden, ein neues Kapitel aufzuschlagen."

Der parteilose Wirtschaftsprofessor Prodi, 66, gilt als Pragmatiker. Er hatte Berlusconi bereits bei der Wahl vor zehn Jahren geschlagen, 1998 jedoch brachten ihn die Kommunisten zu Fall. Nach seinem Sturz ging Prodi nach Brüssel, wurde EU-Kommissionspräsident und kehrte erst im vergangenen Jahr in die italienische Innenpolitik zurück.

Gegen erheblichen Widerstand vereinte Prodi die italienische Linke in seinem Wahlbündnis "L’Unione", dem neben Linkssozialisten und Grünen auch die Kommunisten angehören. In einem harten Wahlkampf, der von persönlichen Beleidigungen gekennzeichnet war, betonte er immer wieder, sein wichtigstes Ziel sei es, Italien aus der Wirtschaftskrise zu führen. Das allerdings ist keine leichte Aufgabe: Italien hat weltweit den dritthöchsten Schuldenberg, die Ökonomie stagniert.

Vermögen gestiegen

Dagegen gilt der 69-jährige Multimilliardär Berlusconi als einer der schillerndsten und umstrittensten Politiker in der Europäischen Union. Während seiner Amtszeit konnte Berlusconi sein persönliches Vermögen vervielfachen. Er erließ Gesetze, die die Arbeit von Justiz und Presse erschwerten und beteiligte Italien am Irak-Krieg. Prodi, der als EU-freundlich gilt, hat bereits angekündigt, im Falle eines Wahlsieges die italienischen Soldaten aus dem Irak abzuziehen.

AP · Reuters
AP/Reuters