Gut eineinhalb Wochen vor dem Gipfel der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) hat US-Präsident Barack Obama die Staaten zur Zusammenarbeit in der Weltwirtschaftskrise aufgefordert. In einem Gastbeitrag für die Tageszeitung "Die Welt" unterstrich der Präsident aber auch die Führungsrolle der Amerikaner. "Ich weiß, dass Amerika seinen Anteil hat an dem Chaos, mit dem wir uns konfrontiert sehen", schrieb Obama. Gleichwohl könnten die USA eine globale Erholung beispielhaft befördern. Es müsse nun mutige und umfassende Maßnahmen geben. "Die Vereinigten Staaten sind bereit, die Führung zu übernehmen, und wir rufen unsere Partner auf, sich uns in einem Geist der Dringlichkeit und gemeinsamen Absicht zuzugesellen", betonte der US-Präsident vor dem G-20-Gipfel Anfang April in London.
Zugleich unterstrich Obama, wie wichtig internationales Handeln in der Krise sei: "Eine Trennlinie zwischen Maßnahmen, die das Wachstum innerhalb unserer Grenzen wiederherstellen, und Maßnahmen, die es jenseits von ihnen stützen, gibt es nicht", schrieb der US-Präsident. "Wir durchleben eine Zeit globaler ökonomischer Probleme, die sich weder durch Halbheiten noch durch die isolierten Anstrengungen einer Nation lösen lassen." Die Dringlichkeit von Maßnahmen könne niemand leugnen. "Der Wohlstand einer jeden Nation ist in Gefahr, die Stabilität von Regierungen und das Überleben von Menschen in den verletzlichsten Teilen der Welt", mahnte der Präsident.
US-Präsident warnt vor Protektionismus
Mit Blick auf die bisher eingeleiteten Maßnahmen erklärte Obama: "Es ist viel gute Arbeit geleistet worden, noch mehr aber bleibt zu tun." Die Vereinigten Staaten könnten eine globale Erholung beispielhaft befördern und weltweit Vertrauen schaffen. "Und wenn der Londoner Gipfel zur Veranlassung sofortiger gemeinsamer Maßnahmen beiträgt, können wir den Weg für eine sichere Erholung ebnen und zukünftige Krisen verhindern", schrieb Obama weiter. Zunächst müsse es Maßnahmen geben, um das Wachstum zu stimulieren.
"Auf unserem Weg voran sollten wir eine gemeinsame Verpflichtung begrüßen, freien Handel und Investitionen zu fördern und zugleich dem Protektionismus zu widerstehen, der die Krise vertiefen würde", warnte der US-Präsident. Außerdem müsse das Kreditwesen, auf das Unternehmen und Konsumenten angewiesen seien, wiederhergestellt werden. "Zusammen können wir ein gemeinsames Rahmenwerk schaffen, das auf Transparenz und Rechenschaft besteht und den Fokus auf die Wiederherstellung des Kreditflusses legt, den Lebensnerv einer wachsenden globalen Wirtschaft", betonte Obama.
Auch gebe es eine Verpflichtung den Ländern gegenüber, die die Krise besonders hart treffe. Obama sprach sich für eine umfassende Reform der internationalen Finanzmärkte aus: "Wir müssen ein Ende machen mit rücksichtsloser Spekulation und Ausgaben (...) mit faulen Krediten, mit überschuldeten Banken und fehlender Aufsicht (...)." Eine Rückkehr zum Status quo könne es nicht geben.