Großbritannien hat Russland aufgefordert, den inhaftierten russisch-britischen Kreml-Kritiker Wladimir Kara-Mursa angesichts dessen Gesundheitszustands sofort freizulassen. Der 42-Jährige müsse wegen "dringend erforderlicher medizinischer Behandlung" umgehend aus der Haft herausgeholt werden, hieß es in einer am Mittwochabend veröffentlichten Erklärung der britischen Staatsministerin für Industrie und wirtschaftliche Sicherheit, Nusrat Ghani.
Seine Inhaftierung sei politisch motiviert, Kara-Mursa werde von den russischen Behörden verfolgt, weil er sich gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine gestellt habe. "Die Haftbedingungen bedrohen sein Leben", erklärte Ghani weiter. "Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich."
Verhaftet, vergiftet, vertrieben: So riskieren die Gegner von Putin ihr Leben

Der 40-Jährige ist einer der erfahrensten und am besten vernetzten Aktivisten der russischen Opposition. Der gebürtige Moskauer ist schon seit Anfang der 2000er-Jahre in verschiedenen Anti-Kreml-Parteien und Widerstandsbewegungen aktiv. Während der Protestbewegung nach der Parlamentswahl 2011 hatte Jaschin eine viel beachtete Beziehung mit der Moskauer Party-Königin Xenia Sobtschak, die sich der Opposition zugewandt hatte. Jaschin äußerte heftige Kritik am Angriff auf die Ukraine, wofür er 2022 festgenommen wurde. Das Urteil: achteinhalb Jahre Gefängnis für das Verbreiten angeblich "falscher Informationen" über die russischen Streitkräfte.
Wladimir Kara-Mursa sitzt wegen Hochverrats ein
Kara-Mursa, einer der prominentesten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin, war im April 2023 wegen "Hochverrats" zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er hatte zuvor Russland bei einer Rede in den USA "Kriegsverbrechen" in der Ukraine vorgeworfen. Es ist die längste bekannte Haftstrafe, die je gegen einen Kritiker Putins verhängt wurde.
Kara-Mursa stand dem im Februar in einer Strafkolonie in der Arktis gestorbenen Kreml-Kritiker Alexej Nawalny nahe. Seit Nawalnys Tod mehren sich die Sorgen um den 42-Jährigen. Seine Familie und Anwälte geben an, der russische Geheimdienst habe 2015 und 2017 versucht, ihn zu vergiften. Seither leide er unter schweren gesundheitlichen Problemen.