Ukraine-Krieg Wolodymyr Selenskyj nennt Zeitplan für mögliches Kriegsende

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine
Wie geht es für die Menschen in der Ukraine weiter? Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte sich an diesem Wochenende in einem Radio-Interview
© Nicolas Economoux / Imago Images
Wolodymyr Selenskyj hat sich in einem interview dazu geäußert, wie ein Weg zum Frieden für die Ukraine aussehen kann. Denn die US-Präsidentschaftswahl hat die Lage geändert.

Zum Ukraine-Krieg gibt es neue Signale und die vorsichtige Hoffnung keimt auf, dass das Blutvergießen bald ein Ende hat: Nach den Worten ihres Präsidenten Wolodymyr Selenskyj muss die Ukraine jetzt alles in ihrer Macht Stehende tun, damit der von Russland begonnene Krieg im kommenden Jahr auf diplomatischem Wege beendet werden kann. 

Jedoch sei Russlands Präsident Wladimir Putin nicht an einer Zustimmung zu einem Friedensabkommen interessiert, sagte Selenskyj in einem am Samstag ausgestrahlten Interview des ukrainischen Hörfunks. Für die Führung in Moskau sei es bequem, sich an einen Tisch zu setzen und zu verhandeln, während die Kämpfe weitergingen. "Von unserer Seite aus müssen wir alles tun, damit dieser Krieg nächstes Jahr endet, und zwar auf diplomatischem Wege."

Selenskyj äußerte sich, nachdem Russlands UN-Botschafter in Genf am Donnerstag bekundet hatte, Russland sei offen für Verhandlungen über ein Ende des Krieges, wenn der künftige US-Präsident Donald Trump diese initiiere. Dabei müssten aber die "Realitäten vor Ort" berücksichtigt werden. Dies bezieht sich auf die Forderung Russlands, dass die Ukraine die vier Regionen im Osten und Süden abtreten müsse, die von russischen Streitkräften zum Teil besetzt sind und vollständig von Russland beansprucht werden.

Selenskyj hat seit Beginn der großangelegten russischen Invasion am 24. Februar 2022 immer wieder erklärt, es könne keinen Frieden geben, bis nicht alle russischen Soldaten von ukrainischem Boden vertrieben und alle von ihnen eroberten Gebiete zurückgegeben seien. Dazu gehöre auch die bereits 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim. Eine Rückkehr zu den international anerkannten Grenzen der Ukraine von 1991 wird im Siegesplan, den Selenskyj im Oktober dargelegt hat, jedoch nicht erwähnt.

Wolodymyr Selenskyj vermutet einen Einfluss der Wahl Donald Trumps auf das Kriegsgeschehen

Selenskyj sagte in dem Interview, der Krieg werde unter einem US-Präsidenten Trump wahrscheinlich schneller enden. Der Republikaner hatte im Wahlkampf immer wieder angekündigt, er werde den Krieg rasch beenden. Wie er das bewerkstelligen will, hat Trump allerdings offengelassen. Selenskyj sagte, er wolle Trump treffen, aber nur mit ihm selbst sprechen und nicht mit einem Abgesandten oder Berater.

Der ukrainische Präsident räumte ein, dass die Lage an der Front im Osten seines Landes schwierig sei und die russischen Streitkräfte Fortschritte machten. Sie rücken derzeit auf Kurachowe vor, wo sich ein Wärmekraftwerk befindet. Der Ort liegt nur sieben Kilometer von Pokrowsk entfernt. Diese Stadt war während des Großteils des Krieges einer der logistischen Dreh- und Angelpunkte der ukrainischen Truppen.

Russland verbucht Geländegewinne in der Ukraine

Die russischen Truppen kommen seit Längerem langsam, aber stetig voran. In jüngster Zeit haben sie das Tempo ihres Vormarsches deutlich erhöhen können. So meldete das Verteidigungsministerium am Samstag die Einnahme zweier weiterer Dörfer im Osten der Ukraine. Es handele sich um die Ortschaften Makariwka und Hryhoriwka in der Region Donezk. Makariwka liegt südlich von Welyka Nowosilka. Hryhoriwka, das in Russland seinen früheren Namen Leninskoje trägt, befindet sich westlich der Stadt Selydowe, die bereits im Oktober von russischen Truppen eingenommen wurde. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Angaben zum Kampfgeschehen nicht.

Selenskyj sagte, die Lage der eigenen Truppen sei aus mehreren Gründen schwierig. Einer sei die bis zu einem Jahr lange Verzögerung bei der Ausrüstung der Einheiten gewesen. Teilweise sei dies auf die monatelange Verschleppung des US-Kongresses bei der Genehmigung der Ukraine-Hilfe im vergangenen Winter zurückzuführen. Einige der Brigaden würden nun in den Kampf eintreten, sagte der Präsident. "Um die russische Armee aufzuhalten, werden jetzt neue Reserven eintreffen, ausgestattet mit der Ausrüstung, auf die wir so lange gewartet haben."

Die Ukraine hat versucht, ihre eigene Waffenproduktion zu steigern, um die Abhängigkeit von den Verbündeten zu verringern. Selenskyj sagte, die Ukraine baue derzeit vier verschiedene Raketen, die derzeit erprobt werden.

Reuters
anb