Zurück in die Heimat Rätsel um iranischen Atomforscher Sharam Amiri

Wurde er vom US-Geheimdienst entführt oder war er ein Überläufer? Monatelang galt der iranische Atomforscher Sharam Amiri als vermisst, nun kehrt er in die Heimat zurück, wo er das Rätsel auflösen will.

Ende einer Odyssee: Der monatelang unter mysteriösen Umständen verschwundene iranische Atomwissenschaftler hat die USA verlassen, um in seine Heimat zurückzukehren. Sharam Amiri sei auf dem Flug von den USA nach Katar und werde von dort aus nach Teheran weiterreisen, sagte ein Sprecher des iranischen Außenministeriums am Mittwoch im staatlichen Fernsehen. In Teheran werde er am Donnerstag erwartet und wolle dann alle Details seiner Entführung durch den amerikanischen Geheimdienst enthüllen.

Amiri war nach Angaben der iranischen Regierung im Juni 2009 während einer Pilgerfahrt in Saudi-Arabien verschleppt und in die USA gebracht worden. US-Medien hatten dagegen berichtet, der ehemalige Mitarbeiter der iranischen Atombehörde habe für den US-Geheimdienst CIA gearbeitet und sei übergelaufen. Zu der Verwirrung hatte Amiri selbst mit drei widersprüchlichen Videos beigetragen.

So soll der 32-Jährige in einem Video erklärt haben, er sei von der CIA und saudischen Agenten gekidnappt worden, dann erschien ein Video, in dem er schilderte, dass er in Freiheit in Arizona lebe, und schließlich tauchte ein Video auf, in dem er behauptete, er sei seinen Entführern entkommen.

Am Montag war der Iraner dann überraschend in der pakistanischen Botschaft in Washington aufgetaucht, die in den USA die Interessen Teherans vertritt. Nach Erkenntnisse der "Washington Post" wurde Amiri am Montag um 18.30 Uhr vor einer Ladenzeile im Zentrum von Washington ausgesetzt, wo iranische Repräsentanten in Büros arbeiten, die offiziell zur pakistanischen Botschaft gehören.

US-Experten meinen, dass Amiri der CIA wertvolle Informationen zum iranischen Atomprogramm lieferte. "Ich glaube nicht, dass die US- Regierung sich so viel Mühe geben würde, Leute hierher zu holen, wenn sie nicht bedeutsame Erkenntnisse dadurch erhalten würde", sagte ein hoher US-Regierungsbeamter der Zeitung (Mittwochsausgabe). Er habe die ganze Zeit in Tuscon (Arizona) gelebt. Um den Zeitpunkt seines Verschwindens im Juni 2009 herum hätten US-Beamte davon gesprochen, dass ihnen ein "Geheimdienst-Coup" gelungen sei, was mit einem wichtigen Überläufer zu tun habe.

Dass Amiri in Videos zu sehen gewesen und vor der iranischen Mission ausgesetzt worden sei, zeige, dass er weder gefoltert noch eingesperrt gewesen sei, sagte ein weiterer Regierungsbeamter der Zeitung. "Er kann jede Geschichte erzählen, die er will - aber das macht sie nicht wahr."

Einige Beobachter vermuten, dass der Atomwissenschaftler übergelaufen war. Die iranischen Behörden hätten dann möglicherweise aber so viel Druck auf seine Familie ausgeübt, dass er sich zur Rückkehr entschlossen habe.

DPA
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