Zwischen Mut und Wut Obamas Kampf gegen die Ölpest

Wieder einmal liegen die Augen der Welt auf Barack Obama. Zwei Monate nach Beginn der schlimmsten Umweltkatastrophe in den USA trifft sich der amerikanische Präsident erstmalig mit hochrangigen Managern des Ölkonzerns BP.

In dieser Woche wird US-Präsident Barack Obama an den ölverseuchten Stränden der Golf-Küste seine Führungsstärke beweisen müssen. Zwei Monate nach Beginn der inzwischen schlimmsten Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA reist er nicht nur durch einige der am schwersten von der Ölpest betroffenen Gebiete, sondern trifft sich auch zum ersten Mal mit hochrangigen BP-Managern und hält eine Rede an die Nation. Dabei muss er den Betroffenen Mut zusprechen, die Briten zu mehr Hilfe drängen und die Bürger besänftigen. Für Obama und seine Demokraten steht einiges auf dem Spiel: Die Krise hat den Präsidenten in die Defensive gedrängt und zieht Kräfte ab, die er eigentlich für Reformen wie die des Finanzmarkts bräuchte. Und für die Abgeordneten seiner Partei rückt die Wahl im November immer näher.

Von den Bürgern in Gulfport, Mississippi und Theodore, Alabama dürfte Obama am Montag einiges an Unmut entgegenschlagen. Nach der Explosion auf der Bohrplattform "Deepwater Horizon" am 20. April hat seine Regierung ein Moratorium auf die Erschließung neuer Quellen im Meer erlassen. Nach den Einschränkungen der Fischerei wegen der Ölteppiche ist das für die Bevölkerung vor Ort eine zusätzlich Belastung, denn viele Familien haben Mitglieder, die auch in der Ölindustrie arbeiten.

Für viele Amerikaner ist der Streit zwischen der Regierung und BP ohnehin nur ein Versuch, sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben. "Löst einfach das Problem", sagt der 24-jährige Austernfischer Marko Dekovic aus Louisiana. "Alles hängt von den Austern ab." Wenn man damit kein Geld verdiene, verliere man am Ende sein Haus und alles andere.

BP-Chef Tony Hayward vor dem Kongress

Nicht ohne Grund will Obama daher BP bei einem Treffen mit Managern wie den Vorsitzenden Carl-Henric Svanberg am Mittwoch drängen, die von dem britischen Konzern zugesagten Hilfsgelder besser von einem unabhängigen Ausschuss verwalten zu lassen. US-Senatoren fordern zudem von BP, einem solchen Gremium als Zeichen des guten Willens sofort 20 Milliarden Dollar bereitzustellen. Der Konzern hat zu dem Vorschlag nicht Stellung genommen. Er geht offiziell von Kosten von bis zu sechs Milliarden Dollar für die Aufräumarbeiten aus. Viele Analysten erwarten allerdings eine höhere Summe.

Auch auf die Führung von BP kommt eine schwere Woche zu. Am Dienstag findet eine Anhörung in Washington mit den Vertretern der großen Ölkonzerne statt, an der auch der Konzern teilnimmt. Am Donnerstag muss BP-Chef Tony Hayward auf einem Stuhl vor dem Energie-Unterausschuss des Repräsentantenhauses Platz nehmen. Möglicherweise trifft er sich bereits am Mittwoch mit Obama. Dieser hatte in den vergangenen Tagen schon eindeutige Worte für den CEO gefunden: Er hätte Hayward als dessen Chef schon gefeuert, sagte der Präsident.

Reuters
Caren Bohan und Tom Bergin, Reuters