Die Grünen haben ihre Entscheidung getroffen: Am Montagvormittag verkündeten die Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck, dass Baerbock als erste grüne Kanzlerkandidatin für die Bundestagswahl im Herbst ins Rennen geht. Lange war darüber spekuliert worden, wer von den beiden den Vorzug erhalten würde, nur sehr wenige Informationen waren im Vorfeld nach außen gedrungen.
Natürlich wurde der Schachzug ausführlich diskutiert – in der Berichterstattung, im politischen Berlin und nicht zuletzt auch in den sozialen Netzwerken. Auf Twitter äußerten sich auch die "Tagesthemen", die Nachrichtensendung der ARD, zu dem Thema. Die Moderator:innen der Sendung betreuen jeweils abwechselnd den Account, in dieser Woche ist Caren Miosga dran. Die Bekanntgabe der grünen Kanzlerkandidatin kommentierte sie mit den Worten: "Es ist ein Mädchen."
Abwertender Tweet der "Tagesthemen" zu Annalena Baerbock?
Das sorgte bei vielen User:innen für Unmut. Sie empfanden den Tweet als abwertend und sexistisch, das Wort "Mädchen" werde einer Frau, die sich um das Amt der Regierungschefin bewerbe, nicht gerecht. Vor allem viele Frauen hielten die Formulierung für unangemessen. Bei der Union, wo weiterhin Markus Söder und Armin Laschet um die Kandidatur kämpfen, würde schließlich auch nicht von "Jungen" gesprochen, argumentierten einige.
Caren Miosga versuchte noch, auf die Kritik einzugehen und zu retten, was zu retten war. Sie habe damit auf die Wortwahl von Helmut Kohl in Bezug auf Angela Merkel anspielen wollen, twitterte sie. Der Altkanzler hatte Merkel "mein Mädchen" genannt, als sie kurz nach der Wende Ministerin in seinem Kabinett wurde. Später trieb Merkel als CDU-Generalsekretärin die Abnabelung der Partei von Kohl voran. Es gibt noch ein weiteres bekanntes Vorbild für Miosgas Formulierung: "Es ist ein Mädchen" titelte die "taz", als Merkel 2005 zum ersten Mal zur Kanzlerin gewählt wurde – als erste Frau in der deutschen Geschichte überhaupt.
Möglicherweise ist das ein gutes Omen für Annalena Baerbock. Caren Miosga hingegen musste einsehen, dass sie mit ihrem Tweet auf dem "Tagesthemen"-Account danebengegriffen hatte. Die Moderatorin löschte den Beitrag und entschuldigte sich: "Der Tweet transportierte eine Botschaft, die von mir nicht beabsichtigt war." Eigentlich war ihr Tweet dazu gedacht gewesen, ein Interview mit Baerbock in der ARD-Nachrichtensendung am Abend anzukündigen. Das Gespräch soll aber weiter stattfinden.
Quelle: "Tagesthemen" auf Twitter