Die nach einer Störung abgeschalteten Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel bleiben noch Monate vom Netz. Brunsbüttel werde nach Mitteilung des Betreibers Vattenfall nicht vor Ende März, Krümmel nicht vor Mitte Mai anfahrbereit sein, teilte die schleswig-holsteinische Sozialministerin Gitta Trauernicht mit. Nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe darf Brunsbüttel zudem nur nach einer grundlegenden Sanierung seines Notstromsystems wieder in Betrieb genommen werden.
Neben der vom Betreiber noch nicht abgeschlossenen Aufarbeitung der Störfälle vom 28. Juni sieht Trauernicht weitere technische Probleme als Grund dafür, dass ein Weiterbetrieb der Reaktoren derzeit nicht möglich ist: "In beiden Anlagen dauert die Sanierung nicht fachgerechter Dübelverbindungen weiter an", betonte die SPD-Politikerin: "Außerdem sind in beiden Kernkraftwerken Sanierungsarbeiten auf Grund von Rissen an diversen Armaturen und Steuerleitungen erforderlich."
Deutsche Umwelthilfe warnt vor Super-GAU
Die Deutsche Umwelthilfe forderte vom Kieler Sozialministerium eine "atomrechtliche Auflage" zur Nachrüstung. Darauf könne nur für den Fall verzichtet werden, dass Betreiber Vattenfall verbindlich die endgültige Stilllegung des Atomkraftwerks an der Elbe erkläre, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Das Notstromsystem weise "gravierende Sicherheitsmängel" auf, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake und berief sich auf einen internen Bericht der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht. Ein Reaktor sei nur mit Strom kontrollierbar. Wenn bei einem Stromausfall auch das Notstromsystem versage, sei der Super-GAU daher unvermeidlich. "Dann können sie nur noch evakuieren."
Trauernicht hält neues Notstromkonzept für sicher
Die Notstromversorgung steht dem Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Brunsbüttel laut Trauernicht nicht entgegen. Dies habe sie bereits in der vergangenen Woche dem Sozialausschuss des Landtags mitgeteilt. Insbesondere das Notstromkonzept von Brunsbüttel sei von Fachleuten der Reaktoraufsicht sowie von Gutachtern intensiv überprüft worden, nachdem es im Juli 2006 im schwedischen Forsmark zu einem Störfall gekommen war.
Daraufhin sei in Brunsbüttel auf Verlangen der Behörde im vergangenen Jahr eine weitere Einspeisemöglichkeit zur Versorgung der Verbraucher im Notfall geschaffen worden, sagte Trauernicht. Zudem sei die Abhängigkeit von den Wechselrichtern reduziert worden. Mit diesen Maßnahmen sei die Zuverlässigkeit der Notstromversorgung verbessert worden.
Das AKW Brunsbüttel war am 28. Juni nach einem Kurzschluss erstmals runter gefahren worden und steht seit Juli wegen diverser technischer Probleme still. Auch das von Vattenfall betriebene Atomkraftwerk Krümmel ist seit einem Brand am 28. Juni außer Betrieb.