In sechs Wochen sind Landtagswahlen in Bayern. Zu Beginn der heißen Phase des Wahlkampfes hat die bayerische AfD noch einmal an der Provokationsschraube gedreht: Auf einer Wahlkampf-Grafik, die seit gestern durch die sozialen Medien geistert, fordert die rechte Partei "islamfreie Schulen".
Die Diktion erinnert Kritiker an das "judenfrei" der Nationalsozialisten. Der österreichische Journalist Armin Wolf schrieb bei Twitter: "Vor gut 80 Jahren wurden deutsche Schulen "judenfrei" gemacht. Jetzt sollen sie also "islamfrei" werden." Die Nazis bezeichneten mit "judenfrei" Orte, Regionen, Organisationen, Berufszweige und Wirtschaftsbereiche, nachdem sämtliche Juden deportiert oder vertrieben worden waren.
AfD hat noch keine Stellungnahme abgegeben
Die Grafik ist auf der Website der bayerischen AfD zu begutachten. Ob sie als Bild dient, um sie für den Wahlkampf in den sozialen Medien einzusetzen oder tatsächlich plakatiert wird, ist nicht klar. Trotz mehrmaliger Anfragen des stern gab es vom bayerischen Landesverband bislang keine Stellungnahme. Ob so ein drastischer Spruch aber lange in der realen Welt hängen könnte, ist mehr als zweifelhaft, zumal die Forderung gegen das Grundgesetz verstößt. Eher dürfte es denjenigen weitere Munition liefern, die eine Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz fordern. In den sozialen Medien wurde es auf jeden Fall sowohl von AfD-Anhängern als auch von empörten Kritikern vielfach geteilt.

Für die Grafik verwendete die AfD ein sogenanntes Stockfoto, das von einer slowakischen Foto-Agentur geschossen wurde. Die Foto-Modelle, die die fröhlichen Schüler darstellen, sind allesamt junge Slowaken. Der freie Hamburger Journalist Fiete Stegers veröffentlichte auf seinem Twitter-Account eine Stellungsnahme der Agentur Halfpoint, die er per E-Mail erhalten hatte. Darin distanzieren sich die Fotografen von der rassistischen Botschaft: "Es (das Foto, Anm.d.Red.) wurde im guten Glauben gemacht, Multikulturalismus zu untertsützen, und nicht, um irgendjemanden oder irgendetwas zu beleidigen."
Bayerns AfD-Vorsitzender blamierte sich früher mit Matterhorn-Plakat
Der Vorsitzende der Bayern-AfD, Martin Sichert, hat im übrigen Erfahrungen mit Wahlgrafiken, die viel Aufmerksamkeit erregen. Vor einem Jahr war es sein Ortsverband Nürnberg/Schwabach, der im Bundestagswahlkampf unter dem AfD-Slogan "Hol' Dir Dein Land zurück" das Schweizer Matterhorn zeigte. Damals gab es viel Häme für den Irrtum.
