Der medizinische Betreuer des Papstes in Deutschland hat sich beeindruck über die Fitness des 79 Jahre alten Kirchenoberhauptes geäußert. "Es ist schon ein kleines medizinisches Wunder, wie fit der Heilige Vater auftritt", sagte der Malteser-Arzt, Burkhard Pfaff, der sich derzeit zusammen mit einer speziellen Mobileinheit ständig in der Nähe des Papstes aufhält. Die vielen Termine bewältigt das Kirchenoberhaupt offensichtlich "ohne große Anstrengung", sagte Pfaff weiter, der laut Mitteilung des Malteser Hilfsdienstes bereits prominente Politiker wie Angela Merkel, Edmund Stoiber oder Wolfgang Schäuble begleitet hat. "Wahrscheinlich haben die jahrzehntelange geistige Arbeit und der geistliche Dienst ihm ein Jungsein im Alter geschenkt. Die Kirche ist jung und der Papst auch", sagte der Arzt über den Papst.
Papst wollte Reisen begrenzen
Benedikt XVI. hatte zuletzt mehrfach erklärt, dass er sich schonen müsse und angesichts seines Alters kraftraubende Reisen nur begrenzt unternehmen könne. Italienische Medien hatten deswegen über mögliche gesundheitliche Probleme des Kirchenoberhauptes spekuliert. Der Papst wird am 16. April des kommenden Jahres 80 Jahre alt.
Auch oberbayerischen Marienwallfahrtsort Altötting begeisterte Benedikt XVI. die Gläubigen bei seinem Gottesdienst. Er hob dabei die zentrale Bedeutung der Marienfrömmigkeit für den katholischen Glauben hervor und beklagte zugleich den Priestermangel in aller Welt. Das katholische Kirchenoberhaupt sagte am dritten Tag seines Bayern- Besuchs vor 60 000 Gläubigen: "Von Maria lernen wir die helfende Güte, aber auch die Demut und Großzügigkeit, Gottes Willen anzunehmen." Benedikt ging in seiner Predigt nicht auf den fünften Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA oder andere aktuelle Themen ein. Am Abend stand ein kurzer Abstecher im Papst-Geburtsort Marktl am Inn auf dem Programm.
Pilger brechen in Tränen aus
In Altötting - dem wichtigsten Wallfahrtsort im deutschsprachigen Raum mit jährlich mehr als einer Million Pilger - feierten die Menschen den Papst mit rhythmischen "Benedetto"-Rufen, viele sangen "viva il papa". Nach dem Gottesdienst unter freiem Himmel und der Einweihung der neuen Anbetungskapelle nahm Benedikt ein Bad in der Menge: Er schüttelte minutenlang zahlreiche Hände und nahm sich sogar Zeit für kurze Gespräche. Mehrfach wurden ihm kleine Kinder gereicht, die er streichelte oder auf die Stirn küsste. Einige Pilger brachen vor Rührung in Tränen aus.
Der Papst hatte sich vor der Messe zunächst zu einem stillen Gebet in die Gnadenkapelle begeben, in der die Schwarze Madonna steht - eine hölzerne Marienfigur mit Jesuskind aus dem 14. Jahrhundert. "Ich habe das Glück, ganz in der Nähe von Altötting geboren zu sein. So gehören die gemeinsamen Wallfahrten mit meinen Eltern und Geschwistern an den Gnadenort zu meinen frühesten und schönsten Erinnerungen", hatte der Papst einmal geschrieben. Ratzingers Geburtsort ist rund zehn Kilometer von Altötting im Südosten Bayerns entfernt.
Mit der Marienverehrung griff Benedikt in seiner Predigt eines der bevorzugten Themen seines Vorgängers Johannes Pauls II. auf, der 1980 ebenfalls vor der Schwarzen Madonna von Altötting gebetet hatte und mehrmals im Wallfahrtsort Tschenstochau seiner polnischen Heimat zu Besuch war. Maria sei Sinnbild für liebevolle Fürsorge, für herzliche Güte und Hilfsbereitschaft. Maria sage Jesus nicht, was er tun solle, und sie bitte nicht um etwas Bestimmtes, schon gar nicht darum, dass er ein Wunder tue, sagte Benedikt in seiner Predigt. "Maria überlässt alles dem Herrn...Das ist ihre bleibende Grundhaltung. So lehrt sie uns beten: Nicht unseren Willen und unsere Wünsche Gott gegenüber durchsetzen wollen, sondern ihm überlassen, was er tun wird."

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Papst-Souvenirs sind beliebt
Am Nachmittag fuhr der Papst im Papamobil zur Altöttinger Basilika St. Anna, um mit Ordensleuten und Priesteramtskandidaten einen Vespergottesdienst zu feiern. Dort klagte er über den Priestermangel in aller Welt. Nicht nur in der dritten Welt und Russland, sondern auch in Deutschland und der westlichen Welt "gilt, dass die Ernte groß sein könnte. Aber es fehlen die Menschen, die bereit sind, sich zu Gottes Erntearbeitern zu machen", sagte Benedikt laut vorab verbreitetem Redetext. Kirchenkritiker führen den Priestermangel vor allem auf das Festhalten des Vatikans am priesterlichen Zölibat (Gebot der Ehelosigkeit) zurück.
Die Devotionaliengeschäfte des knapp 13 000 Einwohner zählenden Wallfahrtsortes hatten ihre Regale für den Tag des Papstbesuches noch einmal kräftig aufgefüllt. Neben Rosenkränzen in allen Variationen waren Kerzen mit dem Papst-Konterfei der Renner. Imbissbuden boten Papst-Bier einer nahe gelegenen Brauerei an.
Am Abend wollte der Papst nach der Kurzvisite in Marktl mit dem Hubschrauber weiter nach Regensburg fliegen. Dort steht am Dienstag auf dem Islinger Feld vor den Toren der Stadt wieder ein großer Gottesdienst unter freiem Himmel auf dem Programm, zu dem 250 000 Gläubige erwartet werden. Benedikt bleibt noch bis Donnerstag in Bayern.