Der neue bayerische Umweltstaatssekretär hat ein Problem: Otmar Bernhard ist leidenschaftlicher Raucher. An seiner künftigen Arbeitsstelle am Münchner Rosenkavalierplatz jedoch gilt vom 1. Januar an striktes Rauchverbot, nur für ein Jahr wird es noch ein Raucherzimmer im Erdgeschoss geben. "Ich werde mich zurücknehmen - und das wird mir nicht schaden", verspricht der Staatssekretär in spe am Mittwoch fröhlich.
Sonst steigt an diesem Tag vor allem weißer Rauch auf. Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) hat nach tagelangen Spekulationen über seine neue Regierungsmannschaft die Notbremse gezogen und der Landtags-CSU seine Pläne überraschend schnell präsentiert. Nachdem die Abgeordneten die Namen der neuen Minister bereits in den Zeitungen lesen konnten, sollte es nicht eine neue Hängepartie bis zum kommenden Dienstag geben.
Keinen neuen Ärger mit der Fraktion
Nach dem Ärger über Stoibers Zickzackkurs zwischen Berlin und Bayern und der Kritik an seinem Führungsstil tut der Regierungschef alles, um neuen Unmut zu vermeiden. "Ich wollte der Fraktion frühzeitig Bescheid geben. Das hat gerade gut gepasst", sagte er mit Hinweis auf die letzten Gespräche am Mittwochvormittag.
Große Überraschungen gab es dann nicht zu verkünden. Staatskanzleichef Erwin Huber (59) folgt dem ausscheidenden Wirtschaftsminister Otto Wiesheu, Hubers Platz in der Staatskanzlei bekommt Europaminister Eberhard Sinner (61), der wiederum von Umweltstaatssekretärin Emilia Müller (54) beerbt wird. Nur dass Fraktionsvize Otmar Bernhard (59) als ausgewiesener Finanzexperte ins Umweltministerium einzieht, war zuletzt noch offen. Er ist das einzige neue Gesicht in der Kabinettsrunde.
Die Jungen fühlen sich zu wenig vertreten
Die Landtags-CSU segnete Stoibers Paket mit Beifall ab, am kommenden Dienstag folgt die offizielle Bestätigung im Landtag. "Man hat wirklich gespürt, dass das von der Fraktion voll akzeptiert worden ist", versicherte Fraktionschef Joachim Herrmann.
Zwar hätte vor allem eine ganze Reihe von Abgeordneten aus der so genannten 94er Generation eine größere Kabinettsumbildung gewünscht - die "Jungen", die 1994 in den Landtag kamen, fühlen sich in der Regierungsmannschaft zu wenig vertreten. Doch Stoiber hat ausdrücklich ein solches Revirement noch vor der Landtagswahl 2008 in Aussicht gestellt.

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Für ihn hat ein späterer Zeitpunkt einen doppelten Vorteil: Einmal muss er nicht aus seiner derzeit angeschlagenen Position heraus eine große Kabinettsumbildung durchsetzen, die bei allen nicht zum Zuge Gekommenen Verletzungen hinterlässt. Zudem hat er Zeit, sein eigenes Ansehen wieder aufzupolieren. Denn davon hängt ab, ob und wie Stoiber selbst in diesem künftigen Kabinett noch vertreten ist. Bei der Vorstellung seiner neuen Riege gab er sich jedenfalls lernbereit: "Ich bin ja nicht taub und nicht blind und gehe ja mit offenen Augen durch das Land."