Die Spitzenkandidaten der AfD und CDU für die Landtagswahlen in Thüringen haben sich ein hitziges TV-Duell geliefert. Kritik an der Debatte zwischen dem Faschisten Björn Höcke und Mario Voigt gab es schon vor der Sendung: Voigt würde sich von einem Rechtsextremen instrumentalisieren lassen, um selbst mehr Bekanntheit zu erlangen. Einen Tag nach dem Schlagabtausch bleibt ein geteiltes Bild zur Leistung der beiden Spitzenkandidaten.
So kommentiert die Presse das Duell zwischen Björn Höcke und Mario Voigt
Zeit Online: "Was Welt-TV und Mario Voigt hier geschaffen haben, ist ein Dokument. Jeder kann sich jetzt diese reichlichen 70 Minuten ansehen, in denen Björn Höcke so viel Unsinn erzählt, dass niemand mehr behaupten darf, Björn Höcke würde keinen Unsinn erzählen. Dieser Unsinn wird im rechten Maß richtiggestellt. Mario Voigt hat gezeigt, dass gerade Konservatismus in der Lage ist, Rechtsextreme bloßzustellen – die Lage selbst nicht schönreden, und dann: bämm."
Der Spiegel: "Voigt hat das gut und anständig und engagiert gemacht, vielleicht gar bestmöglich. Er war erkennbar im Trainingslager, munitioniert mit Blättern, auf denen das braunste Höcke-Geraune der vergangenen Jahre stand. [...] Und trotzdem wird man im Höcke-Lager höchst zufrieden mit dem Verlauf dieses Experiments sein. Denn unterm Strich ist Höcke alle zentralen inhaltlichen Punkte losgeworden. Er konnte erzählen, dass er ein besonders großherziger und emphatiefähiger Mensch sei (kein Scherz), hat nach diesem TV-Experiment ein paar Möglichkeiten mehr, sich als vermeintliches Opfer zu inszenieren."
Berliner Zeitung: "Womöglich hat dem Land diesmal eine solche Portion Fox News gutgetan: Zum ersten Mal trafen im Rahmen eines Streitgesprächs Positionen aufeinander, die einander kategorisch ausschließen, aber in der Bevölkerung tagtäglich in Kneipen, Sport- und Schützenvereinen, am Arbeitsplatz diskutiert werden.
Es war ein holpriges Duell, in dem sich die Diskutanten diffamierten, einander ins Wort fielen und monologisierten. Es war aber auch der nötige Anfang des Gesprächs darüber, warum so viele Menschen im Land AfD wählen – mit einem der radikalsten Politiker dieser Partei. Ob dieses Duell Mario Voigt bei der Landtagswahl nützen wird, bleibt abzuwarten. Fest steht aber, dass er mit diesem Schlagabtausch nichts weniger als einen Quantensprung in der deutschen Debattenkultur begonnen hat."
Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Der Schlagabtausch zwischen den Thüringer Landespolitikern Mario Voigt und Björn Höcke war weder ein Tabubruch noch eine Vorentscheidung für die Landtagswahl im September. Aber es war ein munterer Abend mit einem teils äußerst defensiv agierenden AfD-Rechtsaußen. Niemand sollte die Wirkung dieses TV-Duells (oder der kommenden Landtagswahl) unnötig überhöhen. Der Faschismus kehrt nicht wegen Mario Voigt und Welt-TV zurück. Am Ende geht es um zwei Landespolitiker, die gerne Ministerpräsident eines zwar zentral gelegenen, an Welterbestätten reichen, landschaftlich schönen und historisch hoch komplizierten, aber eben auch sehr kleinen Bundeslandes werden wollen."
Reaktionen aus der Politik
Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär, gegenüber der Rheinischen Post: "Mario Voigt hat heute Abend gezeigt, dass er Ministerpräsident kann. Unaufgeregt, kompetent und nah bei den Thüringern. Sein mutiger Kurs, die Rechtsextremen inhaltlich zu stellen, hat sich als goldrichtig erwiesen."
Friedrich Merz, CDU-Chef, hat Voigt für seinen Auftritt gelobt. Er habe das sehr, sehr gut gemacht und klargestellt, wo die Gefährdung für Demokratie und Volkswirtschaft liege, wenn Höcke und andere in Deutschland noch mehr politischen Einfluss bekämen, sagte Merz am Freitag bei "ProSieben Newstime". Höcke habe entlarvt, was die AfD wolle. Mit der Bundesrepublik habe das nichts mehr zu tun. "Das geht gegen unsere Demokratie, das geht gegen die marktwirtschaftliche Ordnung unseres Landes."

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Maximilian Krah, AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl auf X: "Wer es nicht schafft – zumindest zähneknirschend – zuzugeben, dass der klare Sieger des #TVduell gewesen ist, den muss man als politischen Beobachter nicht mehr ernst nehmen."
Katharina König-Preuss, Thüringer Landtagsabgeordnete, Die Linke, auf X: "Pure Neonazi-Ideologie beim #TVDuell. Dazu migrationsfeindliche Positionierungen, die sich gegenseitig steigern und Rassismus beinhalten. Und niemand ordnet es ein oder widerspricht. Es ist erbärmlich, dass weder Voigt noch die Moderatoren Höcke gewachsen sind."