Der Deutsch-Libanese Khaled el Masri bleibt dabei, dass er während seiner Verschleppung nach Afghanistan von einem Deutschen mit dem Spitznamen "Sam" verhört worden sei. Das sagte al Masri vor dem CIA- Untersuchungsausschuss des Europaparlaments in Straßburg.
Später habe er den Deutschen auf Fotos der Internetzeitung "Saar Echo" wieder erkannt und ihn als Gerhard Lehmann identifiziert, nach Angaben der Internetzeitung ein Hauptkommissar des BKA.
El Masri war nach eigenen Angaben Ende 2003 vom US-Geheimdienst CIA von Mazedonien aus nach Afghanistan verschleppt und dort fast fünf Monate lang festgehalten und misshandelt worden.
"Sam" sei ganz klar ein Deutscher gewesen, das habe er an seiner Aussprache gemerkt, sagte el Masri, der in Begleitung seines deutschen Anwalts Manfred Gnjidic nach Straßburg gekommen war. Er habe den Mann nach Fotos "100 Prozent" identifiziert, sagte der Deutsch-Libanese. Er wisse allerdings nicht, ob "Sam" in Afghanistan für eine deutsche Behörde gearbeitet habe. Ein Journalist, der in einem Telefongespräch mit dem Anwalt auf das Foto aufmerksam gemacht habe, sei später verschwunden, sagte Gnjidic.
"Umstände der Entführung nicht klar geworden"
Fast zwei Stunden lang standen el Masri und sein Anwalt den Europaparlamentariern am Montag in Straßburg Rede und Antwort. "Die Umstände dieser Entführung sind nicht klar geworden", sagte der Christdemokrat Elmar Brok nach der Sitzung. "Noch nie habe ich in einer Anhörung so oft die Worte "vielleicht", "ich glaube" und "könnte sein" gehört".
Der Grünen-Abgeordnete Cem Özdemir forderte eine rasche Aufklärung der Bundesregierung, wenn sich herausstellen sollte, dass deutsche Beamte an der Affäre beteiligt gewesen seien. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hatte im Dezember eine Verstrickung deutscher Behörden in den Fall el Masri abgestritten.

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Mazedonien sei billig gewesen
Erneut bestritt er jeden Kontakt zu islamistischen Kreisen in Deutschland oder im Ausland. Er sei 2003 nach Mazedonien gereist, weil er sich mit seiner Frau gestritten habe und weil die Reise "billig war und weil ich einige Tage allein sein wollte". Auf die Frage, wieso seine Familie trotz der langen Abwesenheit keine Nachforschungen angestellt habe, sagte er, "meine Frau wäre nie darauf gekommen, eine Entführung zu vermuten".
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland habe er nicht sofort Anzeige wegen Entführung erstattet, weil er Angst gehabt habe, "Probleme zu bekommen". Während seiner Haft in Afghanistan habe er mehrmals Kontakt zur deutschen Botschaft verlangt, das sei ihm jedoch verweigert worden.