Oft stand diese Woche auch in Deutschland der neue US-Präsident Joe Biden im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit – heute allerdings dürfte dies wieder für den Kampf gegen die Corona-Pandemie gelten.

Corona-Pk mit Spahn, Drosten und Wieler im Liveblog
Mehrere Länderparlamente, darunter in Thüringen und im Saarland, beraten über die Verlängerung und Verschärfung der Lockdown-Maßnahmen, in Hamburg gelten die strengeren Regeln zum Maskentragen seit Mitternacht, und in Baden-Württemberg beginnen 50 Kreisimpfzentren mit ihrer Arbeit. Zugleich sind viele Fragen dazu, wie der Kampf gegen das Virus weitergeht, offen.
Einige Antworten lieferte Gesundheitsminister Jens Spahn, der zusammen mit dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI) Lothar Wieler, dem Virologen Christian Drosten und weiteren Experten die aktuelle Lage eingeordnet hat. Lesen Sie hier die wichtigsten Ereignisse aus der Pressekonferenz nach.
Corona-Lage in Deutschland: die Pressekonferenz zum Nachlesen
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Und nun ist die Pressekonferenz, nach etwas mehr als einer Stunde, auch schon vorbei. Der Saal der Bundespressekonferenz muss aus Infektionsschutzgründen durchgelüftet werden. Viele Fragen bleiben offen – weiß auch Gesundheitsminister Spahn: Er bietet der unabhängigen Vereinigung der Hauptstadtjournalisten an, künftig jeden Freitag Rede und Antwort zu stehen. Wir werden für Sie dabei sein, wenn die Bundespressekonferenz das Angebot annimmt.
Bis dahin wünschen wir Ihnen noch einen schönen Tag und bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit. Natürlich werden wir Sie auf www.stern.de weiterhin über alle aktuellen Entwicklungen rund um das Coronavirus informieren. -
Und wie sieht es mit der Impfstoff-Zulassung für AstraZeneca aus? Voraussichtlich kommende Woche, so die Rechnung aktuell, sagt Gesundheitsminister Spahn. Die Zulassung würde schon im Februar einen "nennenswerten Unterschied" machen, da viele Impfdosen produziert seien.
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Sind Geimpfte noch infektiös? Man forsche daran, so RKI-Präsident Wieler. Aber belastbare Aussagen könne man dazu nicht machen. Auch Virologe Drosten hat nichts hinzuzufügen. Es könnte noch "einige wenige Monate dauern", bis sich das ändere, so Wieler.
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Frage nach den Unterschieden bei den Impfquoten in den deutschen Bundesländern. Spahn erklärt, dass die Unterschiede dadurch zustande kämen, dass manche in Krankenhäusern impfen würden, manche in Pflegeheimen. Dies würde unterschiedlich schnell vorangehen. In Krankenhäusern könne man sich beispielsweise gegenseitig impfen.
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Ein Nebeneffekt der Corona-Maßnahmen: Es gebe weniger Fälle von Influenza, sagt RKI-Chef Wieler. Bei Sars-CoV-2 würden die Maßnahmen zwar Wirken, aber das Virus habe Eigenschaften, die diese erschweren würden.
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Der Bund will bis Ende 2021 eine nationale Gesundheitsreserve aufbauen. Was soll dort gelagert werden?
Gesundheitsminister Spahn: Die nationale Gesundheitsreserve sei eine "Lehre" aus der Pandemie, die eigentlich für die Zeit danach aufgebaut werde. Aktuell werde darüber gesprochen, wie diese aufgebaut werde und was dort gelagert werde. Ressourcen sollen gebündelt werden. Zu gegebenem Zeitpunkt werde man darüber informieren. Nun habe die akute Bekämpfung der Pandemie Vorrang. -
Auf die Frage, ob man die zweite Impfdosis verschieben könne, antwortet Spahn, dass man die Risikogruppen zuerst impfen müsse, um sie zu schützen. Dafür brauche es beide Dosen. Man werde an der wissenschaftlich zugelassenen Methode für die Zweit-Impfung festhalten, so Spahn.
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Wie steht Gesundheitsminister Spahn zur "No Covid"-Strategie, also einem Null-Fälle-Plan?
Gesundheitsminister Spahn: "Null als dauerhafte Zielmarke" in einem Land "mitten in Europa" könne nicht dauerhaft funktionieren. Man müsse einen Weg finden, den Gesundheitsschutz stark zu gewichten – aber auch im Einklag mit den EU-Nachbarländern.
Hintergrund: Deutschland ist mit anderen Ländern streng vernetzt, Reisen ist theoretisch weiter möglich. Würden hier die Fallzahlen hierzulande deutlich sinken – und woanders nicht –, wäre es schwierig, die Grenzen offenzuhalten. Spahn erteilt Grenzschließungen damit zunächst eine Absage. -
Spahn: "Ich bin immer für eine breite Diskussion", sagt er zu Gesprächen über die Corona-Maßnahmen, die starke Grundrechtseinschränkungen mit sich führten. Er werde die Gespräche aber weiter führen. Es gebe natürlich unterschiedliche Auffassungen, wie man sie etwa im Bundestag sehen könne.
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Wie könnten Lockerungen aussehen?
"Wir sollten uns nicht zu sorglos hinstellen", schickt Virologe Drosten mit Blick auf den Sommer voraus. Im vergangenen Jahr habe man frühzeitig Maßnahmen ergriffen, bevor die Temperaturen stiegen, und somit die Infektionszahlen gedrückt. "Wir sollten vorbereitet sein und mit Problemen rechnen", merke er als Wissenschaftler an.
Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), pflichtet Drosten bei. "Wir müssen wieder vor die Lage kommen", so der DIVI-Präsident.
Die politische Einordnung kommt von Gesundheitsminister Spahn. Er verweist auf die erste große Aufgabe, die Bewohner von Pflegeheimen durchzuimpfen. Wenn das erledigt sei, könne man hier über "Entscheidungen" nachdenken. Soll heißen: Schritt für Schritt. -
Drosten: Wenn die Risiko-Gruppen durchgeimpft seien, würden Debatten über Lockerungen kommen. Doch wenn man die Corona-Mutanten nicht kontrolliere, könnte es wieder steigende Infektionszahlen geben. Impfungen allein würden das Problem nicht lösen.
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Für RKI-Präsident Wieler sind die aktuellen, sinkenden Fallzahlen durchaus nachvollziehbar und plausibel. Warum? Man habe an den Mobilitätsdaten sehen können, dass sich die Bürgerinnen und Bürger über Weihnachten und Neujahr "in hohem Teil ausgezeichnet verhalten" – deswegen seien die Fallzahlen auch gesunken.
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Und nun geht's in die Fragerunde.
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Der aktuelle Lockdown habe zwar positive Auswirkungen auf die Zahl der Intensivpatienten, so Marx. Allerdings sei die Lage noch angespannt. Erst ab April könne die Zahl auf unter 1000 gedrückt werden. Er forderte eine Weiterführung der Corona-Maßnahmen. "Wir müssen verhindern, dass die dritte Welle kommt, ohne dass wir die zweite Welle bewältigt haben", appellierte der DIVI-Chef. Das Rezept sei derzeit "Kontakte vermeiden und impfen".
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Zu den Situationen der Teams auf den Intensivstationen sagt Marx, dass diese trotz der hohen Anstrengung einen wichtigen Job leisteten. Man erfülle diese Aufgabe gut und werde ihr weiter gerecht. Man solle aber psychosoziale Maßnahmen einführen, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu unterstützen.